Blitz Besprechung
Canadian Bacon
USA, 1995, 91min
Regie: Michael Moore
Cast: Rhea Perlman, Beth Amos, Natalie Rose
Der
Präsident der Vereinigten Staaten hat Probleme: Er hat die Militärausgaben
gekürzt und ist der erste Erste Mann im Land, der noch keinen Krieg
angezettelt hat. Das Volk hält ihn für irrelevant.
R. J. Hacker hat Probleme: Sein Waffen-Konezrn leidet
unter der derzeitigen Politik und muss Unternehmen schließen.
Bud Boomer, Honey und Roy Boy haben Probleme: 10 000 Beschäftigte
von Hacker wurden auf die Straße gesetzt und sie sind als EinwohnerInnen
ihrer Kleinstadt unmittelbar von den Auswirkungen betroffen.
Die Lösung für alle: Ein neues Feindbild. Leider sind die
guten bösen, alten alle tot und die Nachfolger wollen nicht mitspielen.
Da qualifizieren sich durch eine Massenschlägerei in einem Hockeystadium,
deren Gäste durch die Beleidigung ihres Nationalbieres in Rage gebracht
wurden, die KanadierInnen zum ungeahnten Ablenk-Potential. Der Präsident
setzt seine Unterschrift drunter, und die Propaganda-Maschinerie seines
Beraters Stu Smiley wird losgetreten.
Da die nördlichen Nachbarn, die im Grunde als 51. Staat gezählt
werden, ein recht freundliches Volk sind, werden alle Geschütze, auch
wörtlich, aufgefahren, um eine Provokation überdeutlich zu machen.
Dem Weißen Haus schwebt ein Jahrzehnte anhaltender Kalter Krieg vor,
ein echter wäre in spätestens einer Woche erledigt und somit
die alten Probleme wieder da. Allerdings haben die werten Herren in den
Ahzügen nicht mit der nationalstolzen Bereitschaft ihrer Landsleute
gerechnet. Die Propaganda schlägt ein, Honeys und Buds Freunde errichten
Verteidigungslinien zur Grenze und sabotieren schließlich die Ordnung
im Staate Kanada, indem sie das schlimmste vorstellbare Verbrechen für
Kanada begehen: Sie verstreuen Müll.
Dabei wird Honey zur freien psychiatrischen Untersuchung nach Ottawa
gebracht. Bud und seine Kumpanen hören im Fernsehen von Geiseldrama
und ziehen los, den Norden tüchtig aufzumischen. Damit sind sie im
Wege des Präsidenten, der tatsächliche Auseinandersetzungen fürchtet
und die Spezialeinheit Omega zur Eliminierung der Truppe entsendet. Und
R. J. Hacker möchte endlich um eine Trillionen Dollar reicher werden,
weshalb er sein eigenes dreckiges Spielchen treibt. Ehe sich der Regierungsstab
versieht, steht ein Weltkrieg unmittelbar bevor und Panik bricht aus im
Pentagon...
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Eine Komödie, in der weder Gesichter verzogen, Körperfunktionen
ausgekostet, noch Gliedmaßen abgetrennt werden, die keine Liebesromanze
beinhaltet und sich nicht über ein bestimmtes Genre lustig macht –
und die tatsächlich saukomisch ist, das ist dieser Jahre zur Mangelware
geworden. Zwar gibt es spätestens seit Jim Carrey den Trend
der immer dümmeren Individuen, Pärchen und Familien, doch hier
ist es eine ganze Nation, vom Präsidenten angefangen, bis zum Lokalsherrif.
Sie funktionieren noch im Alltag, sind aber schrecklich leicht zu verblenden,
unerschütterlich ungebildet, sich und die Umwelt verdreckend und immer
wieder hochgradig rassistisch. So wie in Wirklichkeit also, nur etwas überzogen,
versteht sich. Canadian Bacon ist ein wunderbarer Abgesang
auf den american way of life, und wer üblicherweise Komödien
meidet, aus Angst, das Gehirn an der Kasse abgeben zu müssen, die
darf sich getrost in diesen Filmspaß wagen.
ki, Berlin
Kein deutscher Kinostart.
US-Kinostart: 22. September '95
GB-Kinostart: ?
Kinostart Frankreich: 28. Februar '96
Läuft während des:
FilmTestival '97
Filmdaten:
Offizieller Link: Nicht mehr vorhanden.
copyright:
Queer View, 27. Juli 1997