Interview mit
PATRICIA HITCHCOCK
Auf den Berliner Filmfestspielen wurde dieses Jahr die restaurierte Fassung von Alfred Hitchcocks Vertigo (Vertigo – Aus dem Reich der Toten) aufgeführt. Die Festivalorganisation hatte stolz den Besuch der Hauptdarstellerin Kim Novak angekündigt, doch, mit weit geringerem Aufwand, reiste noch eine weitere wichtige Frau aus Hitchcocks Leben nach Berlin: seine Tochter Patricia Hitchcock. Eine warmherzige Frau in den 60ern, die Lebensfreude ist ihr ins Gesicht geschrieben, sie lacht sehr viel. Wir unterhielten uns über ihren Vater (selbstverständlich), über ihre Schauspielkarriere (die sie sehr wohl hatte) und über die Restauration von Hitchcock-Filmen (immerhin wurden diese Interviews aus diesem Grunde arrangiert), doch nicht ein böses Wort konnte man ihr entlocken.
Ihr Vater ist der berühmte Alfred Hitchcock, ihre Mutter, Alma Reville, arbeitete als Drehbuchautorin und am Schneidetisch. Patricia konnten die ZuschauerInnen in Hitchcocks TV-Serie der 50er Jahre sehen. Sie spielte die Schwester in Strangers on a Train (Der Fremde im Zug aka Verschwörung im Nordexpress) und auch in Psycho. Doch bereits bevor der Alte eine der Rollen mit ihr besetzen konnte, war Patricia eine Schauspielerin. Mit 13 Jahren, das war 1942, debütierte sie am Broadway in dem Stück Solitaire von John Van Druten. 1945 trat sie in der Produktion Violet auf. Später, nach dem Weltkrieg, 1948, kehrte sie in die alte Welt zurück und studierte in London an der Royal Academy of Dramatic Arts (RADA) die Schauspielkunst. Patricia Hitchcock lebt heute in Kalifornien und verbringt ihre Zeit mit ihrer Pferde-Ranch.
Queer View: Wann kamen sie mit dem Film das erstes Mal als Schauspielerin in Berührung?
Patricia Hitchcock: Ich war 13. In New York trat ich in einem Bühnenstück auf. Mit 16 stand ich ein weiteres Mal auf der Bühne. Später, nachdem ich in den Staaten die Schule beendet hatte, ging ich nach England, um dort die Schauspielschule zu besuchen. Ich wählte die Royal Academy of Dramatic Arts (RADA). Mein Vater war damals auch in England, er dreht dort gerade den Film Stage Fright (Die rote Lola) der am RADA spielte. Jane Wyman spielte die Hauptrolle. In Stage Fright spielte ich dann meine erste Filmrolle. Meine zweite Rolle bekam ich in einem Alec Guiness-Film, der The Mudlark (Der Dreckspatz und die Königin) hieß. Als ich in die Staaten zurückkehrt war, bekam ich von meinem Vater eine Rolle in Strangers on the Train. In Kalifornien habe ich dann viele Rollen für das Fernsehen übernommen, zum Beispiel in der Playhouse 90 Show. Das machte mir Spaß.
QV: War es nicht schwer, einen so berühmten Namen zu tragen?
Patricia Hitchcock: Nein. Zu allererst war mein Vater damals noch gar nicht so bekannt, nicht, bevor er mit seiner Fernsehserie begonnen hatte. Mit dieser wurde er dann tatsächlich berühmt. Durch das Fernsehen erreichte er wirklich alle. Doch damals war ich bereits verheiratet und lebte auch nicht mehr bei meinen Eltern. Übrigens gewöhnt man sich daran. Meine Tochter fragte ihn immer wieder: „Großvater, ist dir das nicht lästig?" Worauf er antwortete: „Mary, diese Menschen bezahlen dafür, dass sie meine Filme sehen können."
QV: Hat ihr Vater sie bei ihrer Entscheidung, Schauspielerin zu werden, beeinflusst, oder wie reagierte er, als sie ihren Berufswunsch verkündeten?
Patricia Hitchcock: Wahrscheinlich haben meine Eltern es immer geahnt, dass aus mir eine Schauspielerin werden würde. Ich begann damit bereits, da war ich acht Jahre alt. Ich besuchte ein Internat in England, und bereits dort liebte ich es, in den Schulaufführungen aufzutreten. Ich war immer bei den Dreharbeiten meines Vater anwesend. Sie wussten es also, und es störte sie nicht. Doch eines gab mir mein Vater auf den Weg. Er sagte: „Wenn du eine Schauspielerin werden willst, dann musst du dein Handwerk verstehen". Darum habe ich mich an der RADA eingeschrieben. Das war 1947, in den Staaten gab es damals kaum eine Schauspielschule. Es gab einen Studiengang an der katholischen Universität in Washington, doch da dort in erster Linie Theologie unterrichtet wurde, gab es diverse Anforderungen bei der Aufnahme. Ich hätte Latein beherrschen müssen und ähnliches, was ich natürlich nicht konnte. In unserer Nähe gab es die UCLA, dort hatte man gerade ein Drama-Department gegründet. Ich bin los, um mich dort einzuschreiben, doch ich musste wegen irgendeinem Formular noch einmal nach Hause. Da sprach mich mein Vater an, ob ich nicht lieber auf die RADA gehen wollte. So war es dann.
QV: Wie hat sie ihr Vater als Schauspielerin behandelt?
Patricia Hitchcock: Zuerst einmal, er gab mir nur dann eine Rolle, wenn ich dieser Rolle hundertprozentig entsprach. Ich möchte glauben, dass er eine genaue Vorstellung hatte, was mich betraf, aber ich hätte es genossen, wenn ich in allen seinen Filmen hätte spielen dürfen. Ich hätte gerne wahnsinnig viele Rollen übernommen, doch leider (sie lacht) bekam ich sie nicht. Wissen sie, er hat seine Filme sorgsam vorbereitet. Wenn das Drehbuch stand, dann setzte er sich hin und zeichnete jede Szene ab. Am Set wusste er dann genau, wie der Film aussehen würde, darum konnte er seine Zeit den Schauspielern widmen. Er wollte sehen, was die Schauspieler mit sich bringen, bevor er mit den Dreharbeiten begann. Er sagte nicht viel, doch warf er einem Schauspieler schon einmal hin: „Warum probierst du nicht einmal dies oder jenes aus?" Mein Vater behandelte mich genauso, wie alle andern auch. Und die Dreharbeiten mit ihm waren so leicht, ich finde, sie waren sehr glücklich, keiner wurde hysterisch. Ich habe z.B. auch mit Cecil B. De Mille gearbeitet, ich kann sagen, bei ihm war das ganz anders.
QV: Wieviel ist davon wahr, was die Fama über das Verhältnis ihres Vaters mit seinen Schauspielern berichtet?
Patricia Hitchcock: Er hat nie gesagt, dass Schauspieler Vieh wären. Vielmehr sagte er, um den genauen Wortlaut widerzugeben, „mit den Schauspielern muss man umgehen, wie mit einer Schafherde." 1941 drehte er den Film Mr. and Mrs. Smith (Mr. und Mrs. Smith), die Hauptrolle spielte Carole Lombard, und beide hatten einen vorzüglichen Humor. Damals kam es zu diesem Ausspruch. Er sah Carole an und dann sprach er: „Schauspieler sollte man behandeln wie eine Herde, man treibt sie nach rechts, man treibt sie nach links." Als Carole das nächste Mal das Set betrat, waren dort drei Schafe, und um ihren Hals hingen Zettel: Hitch, Carole und Bob, stand darauf. Bob war Robert Montgomery, der Hauptdarsteller. Damals begann das alles. Übrigens, als ich mit 13 Jahren dann selbst das erste Mal auf einer Bühne stand, schickte Joan Crawford meinem Vater ein Telegramm. „Dein Lamm hat sich gut bewährt", das stand da (und sie lacht). Es war ein Witz, keiner bekam das in den falschen Hals.
QV: Also war ihr Vater auch in Natura ein humorvoller Mensch.
Patricia Hitchcock: Ja, er hatte Humor. Die ganze Familie hatte ihn. Ich kannte seinen Vater nicht, er starb vor meiner Geburt, doch ich kannte seine Mutter, die hatte einen sehr trockenen Humor. Also, er wurde damit geboren, würde ich sagen. Ich muss ihnen folgendes erzählen: Vor 20 Jahren, mindestens, da hielt mein Vater an der Universität von Santa Clara, das ist etwas südlich von San Francisco, eine Rede vor einer Abschlussklasse. In dieser Rede machte er darauf aufmerksam, wie wichtig Humor sei, bei allem, was der Mensch tut. Er sagte, es sei nicht wichtig, wer was mache, ob jemand sich mit Kunst beschäftige oder mit der Wissenschaft, wenn jemand nicht einen Schritt zurücksetzen könne und nicht über sich selbst lachen könne, wenn er keinen Humor hätte, dann würde er es nicht weit bringen.
QV: Die Filme von Alfred Hitchcock sind so innovativ, dass sie auch heute noch junge Regisseure beeinflussen, doch Hitchcock wurde nie zur Legende, der man ausschließlich in einem Museum seinen Respekt zollt.
Patricia Hitchcock: Nun, ich glaube, das liegt daran, dass er seine Filme für das Publikum drehte. Er arbeitete nicht für die Kritiker. Das Publikum wiederum hat sich in den Jahren nicht verändert. Es will Unterhaltung, und Hitchcock wollte genau das: Unterhalten. Ihn interessierten weder Auszeichnungen noch der Ruhm. Seine Filme drehte er für sein Publikum. Er war nicht jener Menschenverachter, für den viele ihn halten, überhaupt nicht. Er wollte auch kein Bild von seiner Zeit zeichnen. Ihn interessierte eine gute Story. Folgendes: Meine älteste Tochter schrieb sich an der Universität in einen Hitchcock-Kurs ein. Sie hatte die frühen Filme nie gesehen, und die interessierten sie. Und dann diskutierten sie in diesem Kurs z. B., warum Hitchcock die Zahl 7 verwendete, was er damit sagen wollte und so weiter. Meine Tochter kam nach Hause und fragte ihn, was in diesem Film diese Ziffer 7 bedeutete. „Mary", antwortete er, „ich wollte doch bloß einen Film machen." Er empfand, dass die Menschen, die für einen Film ein Ticket bezahlen, ein Recht darauf haben, aus einem Film das zu machen, was sie wollten. Wenn sie mehr darin sehen, dann ist das in Ordnung, doch er wollte nur unterhalten. Ich finde, diese unzähligen Diskussionen, z.B. was er in Vertigo mit der Farbe Grün ausdrücken wollte, das ist schon eine Übertreibung.
QV: In der Geschichte des Films halten wir Alfred Hitchcock für einen der besten Regisseure aller Zeiten. Fünfmal wurde er für den Oscar nominiert, nicht ein einziges Mal hat er ihn bekommen. Wissen sie vielleicht, was er in Bezug darauf empfunden hat?
Patricia Hitchcock: Ich glaube, es hat ihn etwas traurig gestimmt, gerne hätte er einen Oscar bekommen. Aber diese Dinge haben ihn nicht besonders gestört. Am Ende hat man ihn mit dem Irving G. Thalberg Award ausgezeichnet. „Die glauben, ich sterbe, bestimmt geben sie ihn mir deshalb", meinte er dazu. Mein Vater hat sich nie den Kopf über Preise zerbrochen. Er nahm die Dinge, wie sie kamen. Wenn er von der Kritik verrissen wurde, dann hat ihn das natürlich nicht gefreut. Doch, wenn ein Film erst einmal im Kasten ist, dann ist es eh zu spät, irgend etwas daran zu verändern. Wenn etwas nicht ankommt, dann eben nicht, es macht keinen Sinn, darüber zu verzweifeln.
QV: Haben sie die Biographien über ihren Vater gelesen?
Patricia Hitchcock: Das Buch von Donald Spoto habe ich nicht gelesen. Die Zitate, die ich jedoch daraus vernommen habe, die stimmen alle nicht. Da gibt es eine Stelle über mich, in der er schreibt, mein Vater sei mir gegenüber ein Sadist gewesen, weil er ein Riesenrad für eine halbe Stunde angehalten hatte, dabei hätte er gewusst dass ich Höhenangst habe. Nun, das war ganz anders. Wir drehten Strangers on the Train. Ich zog mit meiner Mutter los, zu schauen, wie sie im Vergnügungspark arbeiten. Mein Vater fragte mich, wieviel Geld ich verlangen würde, wenn ich auf das Riesenrad aufsteige. „Mache ich nicht", sagte ich, „ich habe Angst vor der Höhe, warum sollte ich da raufgehen?" Er darauf: „Jetzt mal im Ernst, wieviel willst du?" Na gut, ich wollte 100 Dollar. Dann ging ich da rauf, zusammen mit zwei Typen, die mit Laura Elliott gespielt haben (Farley Granger, Robert Walker). Ich habe ein Photo, wo wir den anderen hinunterwinken. Dort oben schalteten sie das Licht aus, für ca. 25 Sekunden, dann schalteten sie es wieder ein, und wir kamen wieder hinunter. Das Sadistische dabei war, dass ich die 100 Dollar bis heute nicht bekommen habe.
Was ich damit sagen will, ist, der Autor dieser Biographie nahm die Fakten und verdrehte sie. Wahrscheinlich war er ein wenig wütend auf meinen Vater. Es war nämlich so, einige Jahre zuvor hatte John Russell Taylor meinen Vater gebeten, eine Biographie über ihn schreiben zu dürfen. Mein Vater wollte nichts davon wissen. Schließlich haben wir ihn überredet, irgendeine Biographie wäre doch sinnvoll. Er nannte eine Bedingung, und zwar sollte diese die einzige Biographie sein. Also brachten wir alle zusammen, jeder half. Sogar meine Mutter, die sich zu der Zeit gar nicht wohl fühlte. Wir trugen alles an Informationen zusammen, auch in England hat man dem Autor geholfen. Und dann, als mein Vater starb, kam Donald Spoto, der ein sehr gutes Buch über die Filme von Alfred Hitchcock geschrieben hatte, zu mir, und bat mich, eine Biographie schreiben zu dürfen. „Aber du weißt doch", wandte ich ein, „dass ich dir keine Einwilligung geben kann." Ich hatte meinem Vater versprochen, dass es nur eine einzige Biographie geben würde. Doch er wurde bockig, dann würde er mit meiner Mutter sprechen. Meine Mutter jedoch war damals schon sehr krank, sie hatte einen Schlaganfall, sie wusste kaum, was um sie herum passierte. Als nächstes rief mich Sidney Bernstein aus London an. Der Autor hatte ihm eine Synopsis geschickt. „Wer erlaubt diesem Menschen, all diesen Müll zusammenzuschreiben?", fragte er mich. Ich meinte, dagegen könne man nichts unternehmen. Je mehr wir dagegen ankämpfen, desto mehr Menschen werden dieses Buch kaufen. Für mich sind die Bücher von Claude Chabrol und Francois Truffaut sehr wichtig. Hitchcock hat sehr eng mit Truffaut an diesem Buch zusammengearbeitet, er mochte Truffaut sehr gerne.
QV: Stimmt es, dass Hitchcock einige Filme aus dem Verleihkatalog nehmen ließ, damit sie erst nach seinem Tod wieder aufgeführt werden konnten?
Patricia Hitchcock: Nein, darum ging es definitiv nicht. Ich glaube, diese fünf Filme, die sie meinen, sind die, die sich im Besitz der Familie befinden. Es ging um vertragsrechtliche Dinge, keinesfalls war es eine gefühlsmäßige Entscheidung. Also, es ging nicht darum, dass dieser oder jener Film nicht gezeigt werden sollte. Rear Window konnte man einige Zeit lang nicht im Kino sehen, weil man gegen diesen Film Klage erhoben hatte. Irgend jemand kam damit an, dass sein Vater etwas ähnliches geschrieben hätte. So etwas kommt vor. Hitchcock hat einmal in einer Kolumne erwähnt, dass er eine modernisierte Fassung des Hamlet verfilmen würde, und sofort erhob jemand Anklage. Dabei hatte er mit dem Film noch nicht einmal begonnen, ja, er wollte diesen Film auch nie drehen. In den Vereinigten Staaten ist es eine Plage, man prozessiert einem noch das letzte Haar vom Schädel.
QV: Hat sich ihr Vater denn in Amerika wohl gefühlt? Immerhin war er sehr britisch.
Patricia Hitchcock: Oh doch, er war ein amerikanischer Staatsbürger. Er war der einzige, der auch wirklich in Amerika Steuern zahlen wollte. Er sagte, wenn man in einem Land lebt, arbeitet und aus den Vorteilen Nutzen zieht, dann sollte man dort auch Steuern zahlen. Er verachtete jene, die ihr Geld auf schweizer Bankkonten deponierten, nur um die Steuer zu drücken.
QV: Inwieweit hat die Familie die Kontrolle über das Erbe von Alfred Hitchcock? Genauer ausgedrückt, wie konnte es passieren, dass man die Filmrollen seiner Filme so lange so unzureichend lagerte?
Patricia Hitchcock: Die Familie besitzt diese Filme, doch wir verleihen diese für längere Zeitabschnitte an Universal. Erst jetzt lief ein neunjähriger Vertrag aus, diesen haben wir für noch einmal neun Jahre verlängert. Keiner weiß, warum die Kopien in so schlechten Zustand geraten konnten. Man lagert die Bänder in Dosen und damit hat es sich. Ich glaube, keiner hatte sich vorstellen können, wie sehr die Zeit Schaden an ihnen anrichten kann. Heute wissen wir Bescheid, und wir nehmen uns der Filme an. In den 80er Jahren haben wir Vertigo und die anderen Filme neu herausgebracht, und damals war ihr Zustand noch in Ordnung. Interessanterweise hat die Kopie von Rope (Cocktail für eine Leiche) auch heute noch keinen Schaden genommen, sie ist von tadelloser Qualität. Wir wissen wirklich nicht, warum diesem Film die Zeit nicht geschadet hat.
QV: Werden denn auch die anderen Filme restauriert?
Patricia Hitchcock: Das ist eine sehr kostspielige Angelegenheit, doch ich hoffe, dass wir als nächstes Rear Window retten können. Ich bin mir des Schicksals von The Trouble With Harry (Immer Ärger mit Harry) nicht sicher, hoffentlich werden wir auch diesen restaurieren können, denn ich finde, dieser Film war seiner Zeit weit voraus. Das gleiche gilt für Vertigo. Heute verstehen die Zuschauer diesen Film, meiner Meinung nach war das damals nicht der Fall bei dem Durchschnittszuschauer. Auch The Man Who Knew Too Much (Der Mann, der zuviel wusste) muss gerettet werden, der ist in einem ganz furchtbaren Zustand.
QV: Welches ist ihr Lieblingsfilm aus dem Werk ihres Vaters?
Patricia Hitchcock: Lange Zeit habe ich Rebecca geliebt, doch jetzt ist Notorious (Berüchtigt) mein Lieblingsfilm. Der Film hat eine ganz besondere Rollenverteilung.
QV: Wenn sie auf die Geschichte des Filmes zurückblicken, was halten sie dann von den Filmen der heutigen Zeit?
Patricia Hitchcock: In erster Linie sind sie alle viel zu lang. Das ist mein primärer Vorwurf. Jemand hat mich vor kurzem gefragt, ob ich bereits The English Patient (Der englische Patient) gesehen hätte. Nein, antwortete ich, dazu sei ich noch nicht gekommen. Da winkte dieser ab, so wie man mich kennen würde, wäre der Film für mich viel zu lang (lacht). Immer wieder komme ich aus einem Film heraus und empfinde ihn als zu lang. Und die Filme sind heutzutage so leer. Das Publikum wird überhaupt nicht respektiert. Alles wird im voraus verraten, man nimmt überhaupt nicht zur Kenntnis, dass die Zuschauer nicht blöd sind. Nun, ich kann nicht Filme kritisieren, die ich nicht gesehen habe, und heutzutage sehe ich nicht mehr viele Filme an.
QV: Vielen Dank für das Gespräch.
en, Berlin
Foto 1: Der Fremde im Zug
Foto 2: Jung und unschuldig
Foto 3: Cocktail für eine Leiche
copyright: Queer View, 15. Juli 1997