Con Air

Queer Watchlion

Ein zweischneidiges Schwert ist die Behandlung der Frauen, von denen es in Con Air nur zwei erwachsene gibt: Die no-nonsense Wärterin Bishop und Camerons Frau Tricia, die endlich ihren Mann wiederhaben will. DEA-Mann Malloy macht sich besonders unbeliebt, als er "einen Scheißdreck auf die Wärterin-Schlampe"* gibt, wegen derer andere Regierungsbeamte das gekaperte Flugzeug im Gegenteil zu ihm nicht abschießen wollen. Dieser Spruch führt die Beschimpfung als "bitch", zu deutsch wörtlicher übersetzt mit "läufige Hündin", ad absurdum, weil Malloy Bishop weder kennt, noch irgendetwas gegen sie haben kann. Andererseits bleibt zu bezweifeln, ob diese Erkenntnis den unhaltbaren Zustand im US-amerikanischen Film wieder aufwiegt, nämlich dass Frauen immer verstärkter als Schlampen vergeneralisiert werden.

ACHTUNG: Das Schicksal eines Charakters wird im nächsten Absatz bereits verraten.

Wie zu erwarten gibt es auch in diesem Con(vict)-, also Gefängnisinsassen-Film, Referenzen zur Homosexualität. Erstaunlicherweise allerdings nicht als sexuelle Bedrohung oder im Rahmen von Zwangshomosexualität. Für das Niveau noch halbwegs originell antwortet einer der schlagfertigen Gefangenen auf die Beschuldigung, bei so viel blödem Gequatche wohl nur Scheiße im Mund zu haben: "Er hat mir versichert, dass er mich liebt."* Später tänzelt noch die Tunte "Sally Can't Dance" (Renoly) an Bord, die nach Jahren erzwungener Enthaltsamkeit endlich wieder zu einem Fummel kommen wird. Erstaunlicherweise hat sie in keinster Weise mit Anfeindungen zu rechnen, weder von den Mitinsassen, noch von Regierungsbeamten. In der Tat ist sie zur persönlichen Leibwächterin Cyrus, the Viruses aufgestiegen. Hart im Kämpfen ist sie dennoch nicht: Zwar willig, braucht es lediglich einer einzigen Ohrfeige, um sie aus dem Weg zu räumen. Sally Can't Dance wird so überzeichnet dargestellt, dass sie fast schon wieder einen Kultstatus einnimmt. Mit wehendem lila Pünktchenkleid schreitet sie termininierend mit einer übergroßen Knarre, die fast ihre eigene Körpergröße übersteigt, aus dem Flugzeug und freut sich über die vielen Männer in Uniform (die Cops), die sie erwarten. Naja, es handelt sich schließlich nicht um ein Plakat für eine Gay Pride Parade, von daher darf so ein Image ausnahmsweise einmal begeistern.

ki, Berlin
* Englische Original-Zitate wurden von Queer View übersetzt und können von der deutschen Fassung abweichen.
Foto ©: Touchstone Pictures im Verleih der Buena Vista International.

English Version

Filmbesprechung

copyright: Queer View, 6. Juni 1997