Regisseur Stephen Herek (Die drei Musketiere, Mr. Holland´s Opus) hat es sich nicht leicht gemacht. Ausgerechnet die Neuverfilmung des Disneyklassikers 101 Dalmatiner aus dem Jahre 1961 als Realversion anzugehen ist ein gewagtes Stück. Aber in Zeiten mangelnder Drehbuchideen Hollywoods besinnt man sich lieber der alten Klassiker. Ähnlich wurde schon beim Remake des Dschungelbuch 1994 verfahren.
Und so wird denn auch einfach nur die Handlung des Zeichentrickoriginals komplett in das London heutiger Tage verlegt und noch einmal neu erzählt. Einziger Unterschied; im Original war Roger (Jeff Daniels) Songschreiber; heute designt er Videospiele.
Für alle, die sich nicht mehr erinnern können, kurz noch einmal die Handlung: Bei einem Spaziergang im Park begegnen sich der Dalmatinerrüde Pongo und die Dalmatinerdame Perdy; beide entbrennen in Liebe auf den ersten Hundeblick. Und auch ihre Menschen Roger (Jeff Daniels) und Anita (Joely Richardson) entbrennen füreinander. Es kommt wie es kommen muss, und kurze Zeit später tollen fünfzehn Dalmatinerwelpen durchs Haus.
Die Harmonie wäre perfekt, würde nicht die böse Modehexe Cruella DeVil (Glenn Close) davon träumen, einen Mantel aus Dalmatinerfell zu tragen. Kurzerhand lässt sie die Welpen von ihren trotteligen Gehilfen Jasper (Hugh Laurie) und Horace (Mark Williams) entführen, um ihnen das Fell abzuziehen.
Pongo und Perdy machen sich sofort auf die Suche nach ihrem Nachwuchs. Als sie die entführten Welpen wiederfinden, sind es dann allerdings ein paar Hunde mehr, als verschwunden sind ...
Ansonsten besitzt der Film den gleichen Charme des Zeichentrickvorbildes. Regisseur Stephen Herek ist vor allen Dingen mit der Besetzung ein großer Coup gelungen. Jeff Daniels und Joely Richardson wirken in ihrer schusseligen Naivität wie die Zeichentrickfiguren. Und Glenn Close als böse Cruella DeVil ist schlicht genial: Aufgetakelt und wild rauscht sie wie eine Naturgewalt durch den Film, gleich der Zeichentrickfigur, ihrer wohlverdienten slapstickmäßigen Strafe entgegen [und keinen Deut weniger tuntig wie das gezeichnete Original, möchte die Herausgeberin betonen]. Dann sind da natürlich noch die „Hauptdarsteller". Die Rollen der ausgewachsenen Dalmatiner teilten sich 12 Hunde, die Welpen wurden von über 200 (!) kleinen Dalmatinern dargestellt. Wo möglich, wurde mit echten Welpen gearbeitet, einzelne Szenen wurden jedoch im Computer mit Hunden „angereichert" oder real mit Animatronics ergänzt.
Allerdings werden wir auch mit den Moralvorstellungen der 60er Jahre (Familie über alles usw.) in Form der Nanny (Joan Plowright) der Familie konfrontiert. Davon abgesehen bietet der Film 103 vergnügliche, unbeschwerte Minuten Unterhaltung; ohne großen Tiefgang, aber immer angenehm anzusehen.