Südkorea, 1995, 100min
Regie: Chul-Soo Park
Cast: Eun-jin Bang, Sin-Hye Hwang
Aufdeckung des Verschwindens einer von zwei auf demselben
Geschoss gegenüberliegend wohnender Frauen mit unterschiedlichen Ess-Störungen.
Song-Hee Kang in 301 möchte sich ihrer Nachbarin Yoon-Hee Kim
in 302 vorstellen und kocht ihr ein wohlschmeckendes Mahl. Doch die in
ihrer Schreibarbeit vertiefte 302 bleibt nicht nur verschlossener als ihre
Wohnungstür, nach der Einnahme von 301' Geschenk bringt sie es sofort
wieder heraus. Nichts ahnend bereitet 301 mit Freude die aufwendigsten
Gerichte für ihre Nachbarin zu, die diese weder riechen noch sehen,
geschweige denn jemals essen kann. Als 301 ihr Essen im Mülleimer
von 302 wiederfindet, ist sie entsetzt und zwingt 302 jetzt erst recht
zu dessen Einnahme. Aus ihrer Erfolglosigkeit heraus wächst Hilflosigkeit,
bis sie erfährt, warum es 301 nicht möglich ist, Nahrung zu sich
zu nehmen. 302 verschwindet zunehmend, wird dünner und dünner.
Es scheint sich nur noch eine Möglichkeit anzubahnen...
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Selten
hat es ein Kammerspiel mit dermaßen subtilen Mitteln verstanden,
sein Publikum größtmöglich zu packen. Wenn 302 endlich
auftaut und wir ihre Geschichte kennenlernen, wünschten wir uns, 301
wäre nicht so hartnäckig gewesen. Denn jetzt, wo wir Bescheid
wissen, wissen wir auch, das eine Lösung nur schwer möglich ist.
Sicher, der Tropf, eine Therapie oder eine wundersame Schnell-Heilung durch
ein nett ausgedachtes Ereignis wäre denkbar. Aber Feminist Chul-Soo
Park ist kein durchschnittlicher Regisseur und schleicht seinen Film
nicht letztendlich an der Problematik vorbei, wie es so viele andere rückhaltlos
tun, allen voran Antonia Bird mit ihrem Panorama-Film der Berlinale,
Der Priester, im Jahr zuvor, 1995. Konsequent, wenn auch
grausig, führt der Koreaner seinen Film zuende und für alle,
die hinter die Oberfläche der Geschehnisse blicken, offenbart sich
eine der großartigsten Romantiken der Filmgeschichte.
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301 · 302s Geschichte ist stimmig bis zum Ende, die
Ereignisse höchst griffig. Auch wenn die vielsehende CineastIn bereits
die Auflösungen des Filmes ahnt, werden sich die meisten KritikerInnen
hüten, seine Mysterien preiszugeben. Hoffen wir dennoch, dass 301
· 302 ein großes Publikum findet und zu allererst,
dass westliche Verleihe endlich einmal das Potential koreanischer Filmkunst
entdecken. Festival-Ergebnisse sollten dies eigentlich nahelegen.
ki, Berlin
Deutschland: ?
US: 3. Mai '96
GB: ?
Frankreich: ?
Gesehen während der:
46. Internationalen Filmfestspiel Berlin 1996
English version
Filmdaten:
Offizieller Link: http://www.arrowfilms.com/three.html
copyright:
Queer View, 1996