3. Brückenkonzert 1998




Kultur von unten - das 3. Brückenkonzert im Ahrtal/ Rheinland Pfalz


von Tom de Vries


Am Anfang war die Idee und ein Vorbild: Der Altmeister des Saxphpons, Sonny Rollins, übte jahrelang unter einer Brücke.
"Das Ahrtal ist mit Brücken gesegnet und diesen einmaligen Klangraum wollten wir nutzen." sagt der Posaunist Thomas Klatt. Zusammen mit dem Sänger und Klarinettist Udo Geller wollte der damalige Vikar mit dem Arbeitskreis "Jazz in der Kirche" neue musikalische Akzente setzen. "Doch die Evangelische Kirchengemeinde von Bad Neuenahr hat mir im letzten Jahr die Hölle heiß gemacht. Die kriegten gleich einen Schrecken, als plötzlich ein Schlagzeug in der Kirche stand. Die haben mich und den Jazz-Kreis regelrecht aus der Kirche herausgeekelt. Da sind wir dann ohne ein festes Dach über dem Kopf unter die Brücke gegangen." berichtet der ehemalige Vikar.

"Das 1. Brückenkonzert 1997 war lustig. Zwei Musiker und eine verdutzte Dame vom damaligen SWF. Aber beim 2. Brückenkonzert waren dann über 20 Musiker angereist, zum Beispiel auch die halbe Samba-Truppe aus Sinzig. Ein riesiger Trubel, der auch noch elektrisch verstärkt werden mußte." Doch der Zulauf war ermutigend.

Jetzt fand am letzten August-Wochenende das 3. Brückenkonzert im Ahrtal statt: 5 Didgeridoo-Spieler, 4 Trommler und 2 Jazz-Bläser und ein Bariton vereinigten sich akustisch zu "Traumkörperklängen". Kultur von unten! Spontan ohne feste Absprachen trafen sich Musiker und Publikum aus Berlin, Bayern und der Region. Udo "Shervey" Geller und Thomas Klatt gefielen durch ihre Jazz-Improvisationen: über den Fluß hinweg trieben sie ihr akustisches Frage-Antwort-Spiel. Fünf Didgeridoos um Herbert Moizisch versetzten am Lagerfeuer in australische Fernen. Die Zuhörer bewegten sich frei, tanzten und waren dankbar für die polizeilich nicht genehmigte Brückenmusik. Die Klangsynthese der Musikkultur australischer Aborigines mit Einflüssen aus dem Latin-, Afro-Cuban-, Jazz- und Klassik-Bereich, gepaart mit der besonderen Akustik des Brückenkörpers, eröffnete den Zuhörern und Musikern eine neue musikalische Dimension. Auch im nächsten Jahr wird es wieder ein Brückenkonzert geben.



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