e Das Vineta – Journal e

Nr. 2

April 1880

Eine cyclische Verlautbarung maßgeblicher Informationen an die Mitglieder der Vineta-Vereinigung zur Erforschung extraordinärer Ereignisse sowie andere interessierte Kreise



Informationen des Vorstands

Leider geht es mit einigen Dingen nicht recht voran. Die Regeln für die „Übersinnlichen Kräfte“ sind noch nicht endgültig abgestimmt, so dass nicht alle Spielerbögen vervollständigt werden können. Dafür erhöht sich langsam die Zahl zur Verfügung stehender Szenarien, da ich mittlerweile bereits drei geschrieben habe ...

 

Neues Vorstandsmitglied

Nicolas Sauniérs (Ralf) wurde ebenfalls in den Vorstand berufen, d.h., er ist auch Spielleiter.

 

Das Journal

Der einzige, der sich zum Namen der „Vereinszeitschrift“ – positiv - geäußert hat, war Ralf. Also bleibt es bei Das Vineta-Journal.

 

Homepage

Erik hat unter www.vereinigung-zur-erforschung-extraordinärer-ereignisse.com freundlicherweise eine Homepage eingerichtet, auf der die Vineta-Materialen öffentlich zugänglich sind. Realnamen oder sonstige personenbezogene Daten werden nicht veröffentlicht.

 

Zinnfiguren

Die meisten haben ihre Figuren ausgewählt. Es sind jedoch noch ausreichend attraktive vorhanden.

 

Informationsquellen für Abenteurer

I – Wissenschaftliche Institutionen

An wen kann ich mich im Berlin des Jahres 1880 wenden, um etwas in Erfahrung zu bringen? Hier ein kurzer Überblick über einige wissenschaftliche Institutionen:

Zu aller erst wäre da natürlich die Friedrich-Wilhelms-Universität (heute: Humboldt-Universität zu Berlin), inklusive des Museums für Naturkunde (gegründet 1814) mit Instituten für Mineralogie, systematische Biologie und Paläontologie. Die natur-wissenschaftliche Sammlung befand sich bis 1889 noch im Hauptgebäude Unter den Linden, war unsortiert und belegte zwei Drittel des Gebäudes! Die Sammlung war öffentlich zugänglich und 1880 konnte man auch den Archäopterix bewundern. Die Historische Fakultät ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Zwar gibt es diverse Kenner der antiken Geschichte und - seit Gründung der Monumenta Historica Germaniae (seit 1814) auch der deutschen mittelalterlichen Geschichte, aber es gibt keinen Lehrstuhl für Archäologie. Der „Erfinder“ der modernen Archäologie, Heinrich Schliemann, ist zwar bereits weltweit berühmt, die deutschen Professoren missachten jedoch seine Leistungen. Einen großen Bogen sollte man insbesondere um den Dekan Heinrich von Treitschke machen, einem üblen Imperialisten, dessen Traktate („Die Juden sind an allem Schuld!“) leider sehr populär sind und dessen Werke in jedem Bücherschrank des gehobenen Bürgertums stehen. Ferner gibt es natürlich auch Institute für Chemie und Physik sowie die Charité, die jedoch nicht so interessant sein dürften. Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (heute Max-Planck-Gesellschaft) wurde erst 1898 gegründet.

Außerdem gibt es noch die Museumsinsel mit dem Alten Museum (seit 1830) mit der Antikensammlung, dem Münzkabinett und der Abteilung für Bildwerke christlicher Epochen (Byzantinistik, Mittelalter), das Neue Museum (seit 1850) mit der ägyptischen Sammlung, dem Kupferstichkabinett und der Prähistorischen Sammlung (Ur- und Frühgeschichte, seit 1886 im Museum für Völkerkunde) und der Nationalgalerie. Ferner gibt es das Deutsche Gewerbemuseum (1876, ab 1881 im heutigen Martin-Gropius-Bau), heute Kunstgewerbemuseum und das Museum für Völkerkunde (seit 1880, 1945 zerstört, neben dem Martin-Gropius-Bau).

Dann gibt es noch das Königliche Botanische Museum und den Botanischen Garten im heutigen Kleistpark in Schöneberg (seit 1880) und natürlich den Zoologischen Garten (seit 1844), der als Aktiengesellschaft gegründet wurde sowie das Aquarium (1869) unter der Leitung von Alfred Brehm.

Hinzu kommen diverse Vereine, die auch Forschungsexpeditionen unternehmen, insbesondere die Gesellschaft Natur-forschender Freunde (seit 1773), die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin (seit 1828), die Deutsche Gesellschaft zur Erforschung Äquatorial-Africas (1878) und den Verein für deutsche Nordpolfahrt (seit ca. 1860), der z.B. Alfred Brehm nach Westsibirien entsandte.

Das Pergamonmuseum existiert erst seit 1901, das Bodemuseum (früher Kaiser-Friedrich-Museum) erst seit 1905. Auch die Deutsche Orientgesellschaft, die die Ausgrabungen in Mesopotamien unterstützt hat, wurde erst 1898 gegründet.

 

Einige Bemerkungen zur Polizei

1880 ist die Polizei eine Angelegeheit der einzelnen deutschen Fürstentümer, eine Reichspolizei existiert nicht, d.h., dass z.B. die Polizisten in Bayern oder Oldenburg anders organsiert und uniformiert sind als in Preußen. Da Preußen zwei Drittel des Deutschen Reiches ausmacht, stelle ich nur diese vor:

Es gibt drei verschiedene Arten von Polizei, die kommunale Polizei, die Provinzpolizei und die Berliner Polizei. Die kommunale Polizei untersteht der jeweiligen Kommune; sie hat vier Dienstgrade: Polizeiinspektor, Polizei-kommissar, Wachtmeister und Polizei-sergeant. Die Provinzpolizei untersteht dem jeweiligen Regierungspräsidenten und ist in Polizeidirektionen oder -präsidien organisiert. Es gibt jeweils eine in Städten mit über 100.000 Einwohnern; auch diese Polizei kennt vier Dienstgrade, die identisch sind mit der der Kommunalpolizei, außer dass der Polizeisergeant Schutzmann heißt. Die Berliner Polizei bildet eine Ausnahme. Sie untersteht nämlich dem Preußischen Innenminister und hat acht Dienstgrade (Oberst, Major, Hauptmann, Leutnant, Abteilungswachtmeister, Oberwachtmeister, Schutzmannwachtmeister, Schutzmann).

Polizist können nur ehemalige Berufssoldaten werden. Die Uniformen sind denen des Heeres sehr ähnlich. Berlin hat sogar schon eine eigene Verkehrspolizei, erkennbar an ihren weißen Mützen (daher auch die „Weißen Mäuse“). Die erste Mordkommission wird aber erst 1902 gegründet. Die Polizei, insbesondere in den Kommunen, hat eine Fülle von Aufgaben; sie sind die Exekutive der Verwaltung und der Gerichte. Im Kriegsfall werden sie automatisch zur Feldgendarmerie. Die Aufrechterhaltung der Sicherheit und Ordnung im allgemeinen ist ein eher neuer Gedanke und die Aufklärung von Verbrechen steckt noch in den Kinderschuhen.

 

 

Gestatten Sie mir, meiner vorzüglichsten Hochachtung Ausdruck zu verleihen

 

Ihr Neidhardt Beutel