Schusswaffen

1880 gibt es Derringer, Revolver, Karabiner, Jagdflinten, Schrotflinten und Repetiergewehre. Die erste automatische Pistole wurde jedoch erst 1892 erfunden.

Derringer (seit 1840) werden in der Regel alle ein- und mehrläufigen Taschenwaffen genannt, die weder eine Trommel noch ein Magazin besitzen. Benannt sind diese nach ihrem Erfinder, dem deutschstämmigen, amerikanischen Büchsenmacher Henry Deringer. Die Waffen, die der Erfinder selbst hergestellt hat, heißen im übrigen "Deringer". Die größten Produzenten von Derringern waren die amerikanischen Firmen Remington, Sharps und Colt. Eine Derringer war für 10 -12 $ erhältlich.

Revolver (seit 1818) werden alle Handschusswaffen genannt, die eine Magazin-Trommel besitzen. Der Erfinder war der U.S.-Amerikaner Cpt. Artemus Wheeler. Zwischen 1818 und 1875 unterlag der Revolver immer weiteren technischen Verbesserungen, so dass sich die Modelle im Jahr 1880 nur geringfügig unterscheiden. Zu den technischen Besonderheiten zählten: der Single-Action-Abzug (der Abzug war verborgen und wurde erst sichtbar, wenn man den Hahn spannte), das Austausch-Magazin (man lud nicht die einzelnen Patronen nach, sondern tauschte das ganze Magazin aus) und der Hülsenauswerfer (ein sternförmiger Hülsenauswerfer entleerte das Magazin mit einem Schlag). Die größten und bekanntesten Hersteller produzierten aufgrund der Patente in den U.S.A.: Es waren Colt, Smith & Wesson und Remington. Die Revolver hatten in der Regel ein Magazin für sechs Schuss und Kaliber 44 und wurden vor allem für die Armee hergestellt, kleinere "Taschen"-Revolver hatten ein Magazin für fünf Schuss und Kaliber 31-38 und wurden insbesondere an die Polizei und die Marine verkauft. Das erfolgreichste Modell war die "Wells & Fargo" von Colt, von der zwischen 1851-1873 330.000 Exemplare veräußert wurden. In Deutschland wurde 1879 für militärische Zwecke der Armeerevolver 79 mit Kaliber 11 mm hergestellt. Er war ziemlich unhandlich und wurde auch "Reichsrevolver" genannt. Colt stellte seit 1837 im übrigen auch ein "Colt-Revolvergewehr" her, dass jedoch wegen der geringen Nachfrage eingestellt werden musste. Die berühmte "Peacemaker", ein Revolver von Colt, wird erst ab 1886 hergestellt.

Repetiergewehr (seit 1849) nennt man die Gewehre mit Magazin (mit 16-30 Schuss) und einem "Repetierbügel" zum Nachladen. Das erste wurde von Smith & Wesson hergestellt. Am bekanntesten sind: das Henry-Rifle (1862, Kaliber 44), das Spencer-Rifle (1860, Kaliber 52), das insbesondere im amerikanischen Bürgerkrieg verwendet wurde und natürlich die Winchester, Modell 1866 und Modell 1873 (Kaliber 44-40). Letztere hatte den Vorteil, dass es die gleiche Munition wie die Revolver von Colt benötigte. Die Winchester 1876 wurde eigens für Großwildjäger produziert (Kaliber 50-95, 45-60, 40-60). Zwar konnte man mit der Winchester unglaublich schnell hintereinander schießen, sie litt jedoch relativ häufig an Ladehemmung und hatte aufgrund des kurzen Laufes und seiner Technik eine geringere Reichweite und Durchschlagskraft und war damit einem Karabiner unterlegen.

Karabiner waren die üblichen Militärgewehre. In Deutschland benutzte das Militär die Mauser IG Modell 71 (11 mm) mit einem Magazin von 8 Schuss, in Großbritannien die Brown Bess oder die das Enfield, in den U.S.A. die Springfield Trepdoor 1888, in Frankreich das Chassepot-Gewehr. Militärgewehre sind Massenproduktion, was bedeutet, dass ihre Qualität eher schlecht ist.

Jagdflinten sind für die Jagd verwendete Gewehre ohne Magazin, d.h., man muss nach jedem Schuss nachladen. 1880 sind die üblichen Jagdflinten leichtere Versionen der Militärgewehre. Jagdflinten wurden in der Regel als Einzelstücke vom Büchsenmacher gefertigt, was bedeutet, dass sie qualitativ am besten waren.

Schrotflinten sind für die Jagd verwendete Gewehre mit einem oder zwei Läufen (Doppelflinte), manchmal auch mehr. Man verschießt mit ihnen Schrotladungen, d.h., in den Patronen befinden sich kleine Kugeln, die gestreut werden. Für die Jagd auf Kleinvieh nimmt man Kleinschrot, für größere Tiere Großschrot. Schrotflinten sind insbesondere bei den Bauern weit verbreitet In Süd- und Südosteuropa gehörte der Besitz einer Schrotflinte fast zu jedem Hausstand.

Ältere Waffen wie das Zündelnadelgewehr oder einschüssige Hinterladergewehre wurden z.B. vom Zoll bis zum 1. Weltkrieg benutzt. Damit wurden auch insbesondere in den Kolonien einheimische Hilfstruppen ausgestattet oder sie wurden an die Heere technologisch rückständiger Länder verkauft, z.B. nach Südamerika oder Ostasien. Ferner gibt es altmodische Duellpistolen. Außerdem sind zahlreiche alte Revolver oder andere obskure Waffen im Handel für wenig Geld erhältlich, z.B. auch eine Schrotpistole mit fünf Läufen, die - anstatt einer Trommel - gedreht werden können.

Waffengesetze gab es praktisch in keinem Land der Welt. In Deutschland war lediglich das Führen von Waffen auf Versammlungen und Umzügen untersagt sowie der Besitz von "Stoß- Hieb- und Schusswaffen, welche in Stöcken, Röhren oder ähnlicher Weise verborgen sind". Als Spazierstöcke getarnte Schusswaffen waren nämlich insbesondere bei den "Wildschützen" sehr beliebt.

Der Kauf von Waffen war mangels Waffengesetzen (s.o.) einfach. Man ging zum Büchsenmacher und ließ sich eine Waffe nach den persönlichen Wünschen bauen (sehr teuer, aber hohe Qualität) oder man bestellte über den Versandhandel (billig, niedrige Qualität). Die allermeisten Handwaffen kamen aus den U.S.A. (Derringer, Revolver, Repetiergewehre), Flinten und Karabiner waren in der Regel einheimische Produktionen.

Für weitere Informationen siehe auch:
www.altearmee.de
www.wilder-westen-web.de
www.midgard-1880.de/Artikel/feuerwaffen.html
www.wcc.at
www.nmm.ac.uk/collections/index.cfm
www.waffensammler-kuratorium.de