An wen kann ich mich im Berlin des Jahres 1880 wenden, um etwas in Erfahrung zu bringen? Hier ein kurzer Überblick über einige wissenschaftliche Institutionen:
Zu aller erst wäre da natürlich die Friedrich-Wilhelms-Universität (heute: Humboldt-Universität zu Berlin), inklusive des Museums für Naturkunde (gegründet 1814) mit Instituten für Mineralogie, systematische Biologie und Paläontologie. Die naturwissenschaftliche Sammlung befand sich bis 1889 noch im Hauptgebäude Unter den Linden, war unsortiert und belegte zwei Drittel des Gebäudes! Die Sammlung war öffentlich zugänglich und 1880 konnte man auch den Archäopterix bewundern. Die Historische Fakultät ist jedoch mit Vorsicht zu genießen. Zwar gibt es diverse Kenner der antiken Geschichte und - seit Gründung der Monumenta Historica Germaniae (seit 1814) auch der deutschen mittelalterlichen Geschichte, aber es gibt keinen Lehrstuhl für Archäologie. Der "Erfinder" der modernen Archäologie, Heinrich Schliemann, ist zwar bereits weltweit berühmt, die deutschen Professoren missachten jedoch seine Leistungen. Einen großen Bogen sollte man insbesondere um den Dekan Heinrich von Treitschke machen, einem üblen Imperialisten, dessen Traktate ("Die Juden sind an allem Schuld!") leider sehr populär sind und dessen Werke in jedem Bücherschrank des gehobenen Bürgertums stehen. Ferner gibt es natürlich auch Institute für Chemie und Physik sowie die Charité, die jedoch nicht so interessant sein dürften. Die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (heute: Max-Planck-Gesellschaft) wurde erst 1898 gegründet.
Außerdem gibt es noch die Museumsinsel mit dem Alten Museum (seit 1830) mit der Antikensammlung, dem Münzkabinett und der Abteilung für Bildwerke christlicher Epochen (Byzantinistik, Mittelalter), das Neue Museum (seit 1850) mit der ägyptischen Sammlung, dem Kupferstichkabinett und der Prähistorischen Sammlung (Ur- und Frühgeschichte, seit 1886 im Museum für Völkerkunde) und der Nationalgalerie. Ferner gibt es das Deutsche Gewerbemuseum (1876, ab 1881 im heutigen Martin-Gropius-Bau), heute Kunstgewerbemuseum und das Museum für Völkerkunde (seit 1880, 1945 zerstört, neben dem Martin-Gropius-Bau).
Dann gibt es noch das Königliche Botanische Museum und den Botanischen Garten im heutigen Kleistpark in Schöneberg (seit 1880) und natürlich den Zoologischen Garten (seit 1844), der als Aktiengesellschaft gegründet wurde sowie das Aquarium (1869) unter der Leitung von Alfred Brehm.
Hinzu kommen diverse Vereine, die auch Forschungsexpeditionen unternehmen, insbesondere die Gesellschaft Naturforschender Freunde (seit 1773), die Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin (seit 1828), die Deutsche Gesellschaft zur Erforschung Äquatorial-Africas (1878) und den Verein für deutsche Nordpolfahrt (seit ca. 1860), der z.B. Alfred Brehm nach Westsibirien entsandte.
Das Pergamonmuseum existiert erst seit 1901, das Bodemuseum (früher Kaiser-Friedrich-Museum) erst seit 1905. Auch die Deutsche Orientgesellschaft, die die Ausgrabungen in Mesopotamien unterstützt hat, wurde erst 1898 gegründet.