Die "Afrikanische Gesellschaft"

Auf Anregung des Vorstands der "Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin", insbesondere ihres Vorsitzenden, Adolf Bastian (Direktor des Museums für Völkerkunde) und Georg Neumayers (Polarforscher), wurde im April 1873 die "Deutsche Gesellschaft zu Erforschung Äquatorialafrikas" (oder kurz "Afrikanische Gesellschaft") gegründet, deren Zweck die wissenschaftliche Erschließung der noch unbekannten Gebiete Zentralafrikas bilden sollte.

Es wurden bis 1876 fünf Expeditionen entsandt, die aus Zuwendungen deutscher Fürsten, der Hansestädte oder des Reiches finanziert wurden. 1876 fand auf Einladung des belgischen Königs, Leopold II., in Brüssel die denkwürdige "Internationale Konferenz von Forschungsreisenden" statt, die der König als Deckmantel für seine Kolonialpläne benutzte. Aus ihr ging die "Internationale Afrikanische Association" hervor, welche angeblich bezwecke sollte, "die unzivilisierten Völker Afrikas auf eine höhere Stufe zu stellen, die Ansiedlung, den Ackerbau und die Industrie zu fördern," etc., aber nur eigentlich dazu diente, die Ressourcen Afrikas auszuforschen und entsprechende Claims abzustecken.

In Deutschland wurde 1876 die "Deutsche Afrikanische Gesellschaft" als nationales Komitee gegründet, die 1878 mit der "Deutschen Gesellschaft zu Erforschung Äquatorialafrikas" verschmolzen wurde. Die neue Gesellschaft wurde vom Reich wohlwollend finanziert und führte bis 1889 zahlreiche Expeditionen durch. 1880 zog Bismarck die Zuständigkeit an sich und übertrug sie dem Außenministerium.

Die bedeutendsten Expeditionen waren:
- Schütt (Angola, 1878),
- Rohlfs (Sahara, 1878),
- Buchner (Angola, 1879),
- Lenz (Marokko, Sahara bis Timbuktu, 1879-81),
- Böhm, Kaiser und Reichard (Ostafrika bis zum Tanganjika-See und Katanga, 1880-84),
- Rohlfs und Stecker (Abessinien, 1884),
- Flegel, Gürig, Semon, Hartert und Staudinger (Niger und Haussa-Länder, 1885-86),
- Pogge und Wissmann (Angola und oberer Kongo, 1881-87),
- Schulze, Wolff, Büttner, Kund und Tappenbeck (südliches Kongobecken, 1884/86).

Bismarck entzog danach der Afrika-Gesellschaft die finanziellen Mittel, da er Expeditionen in Gebiete anderer Kolonialmächte für überflüssig hielt. Von da an bestimmte die "Landeskundliche Kommission des Reichskanzleramtes" die Expeditions-Ziele, die sich nunmehr auf die deutschen Kolonialgebiete beschränkten.

Am 11.12.1887 wurde die Afrikanische Gesellschaft mangels ausreichender Finanzmittel aufgelöst.