Freundschaftsspiel 1961/62: SC Dynamo Berlin - SC Tasmania 1900 Berlin 3:1

Sieg lange in Gefahr! / Entscheidende Treffer zum Schluß
Wie lange stand doch Dynamos Sieg in Frage! Nichts dergleichen schien sich zunächst anzudeuten, weil die Mannschaft in der ersten Halbzeit eindeutig den Verlauf des Kampfes bestimmte, weil sie sowohl besser auf allen Positionen aufeinander abgestimmt war als auch den Vorteil für sich in Anspruch nehmen durfte, über die größeren Strategen zu verfügen. Und wenn wir zugleich anknüpfen an diese Behauptung, dann in Erinnerung vor allem an die klugen Aktionen des ewig jungen "Moppel" Schröter, an seine vielen hervorragenden Tricks und glanzvollen Pässe. Gerade von ihm gingen zum Zeitpunkt des eindeutigen Übergewichts, das bis zur Pause fast unentwegt anhielt, die entscheidenden Impulse aus. Wie wenig kunstvoll im Vergleich dazu wirkte in diesem Abschnitt das Spiel der Tasmanen, ihr Bemühen um einen zielstrebigen Spielaufbau. Oftmals unterliefen den Akteuren bedenkliche Schnitzer beim Schlagen (Kuntze!) oder selbst beim Abspiel über kurze Strecken hinweg. Einzig und allein die engere Abwehr mit dem langen Peschke im Zentrum stand ziemlich eisern und war kaum aus den Angeln zu heben.

Doch schon hier deuteten sich allzuoft die Unzulänglichkeiten der Dynamo-Angriffsreihe an: Sie suchte gegen Tasmanias "Lange Garde", eben mit Peschke an der Spitze, viel zu oft den Weg zum Tor durch hohe Eingaben von den Flügeln her, die natürlich nicht den gewünschten Erfolg einbrachten. So war Mühlbächers famoser Treffer in der 26. Minute, aus halbrechter Position und fast 25 Meter Entfernung erzielt, die einzige Ausbeute bis zum Wechsel, sie genügte nicht, die Führung zu behaupten, well Rosenfeldt in der 39. Minute aus halblinker Position überlegt zum Ausgleich einschoß. Doch wir hatten erwartet, Dynamo würde sich nach Halbzeit aufraffen zu ähnlicher guter Partie wie in den ersten Minuten, sich nunmehr klar behaupten. Gewiß, dem Resultat nach geschah das wohl auch, aber die Art und Weise war wenig befriedigend! Immer mehr verlor das Spiel Dynamos an Zusammenhalt und Linie, weil vor allem aus dem Mittelfeld heraus die exakten Paßbälle durch die beiden Läufer fehlten.

Oftmals waren die Unsicherheiten im Zuspiel erschreckend, und auf Grund dessen büßte die Mannschaft immer mehr an Torgefährlichkeit ein. Tasmania machte sich diesen Umstand zunutze, erhielt bedeutenden Auftrieb nach einigen wohlgelungenen Passagen und schien besonders Mitte der zweiten Halbzeit bei einigen erfolgverheißenden Chancen auf der Siegerstraße. Taktische Schwächen der Dynamo-Abwehr, oftmals grobe Schnitzer bei der Distanzierung hereinschwebender Bälle und vielfach nicht genaues Markieren des gegnerischen Sturmes kamen dem Gegner entgegen. Fünfmal hatten die Blau-Weißen eine echte Möglichkeit zum Torschuß. Allein Unvermögen unterband naheliegende Treffer! Sicherlich wird Dynamo den Erfolg unter diesem Aspekt einschätzen. Als Gadow schließlich in der 86. Minute mit straffem Schuß den gerade ins Spiel gekommenen Basikow überwand, war es endlich gelaufen. Aber erst das 3:1 Sekunden vor dem Schlußpfiff durch Bauchspieß, dem das Leder vom Schienbein sprang, sollte den Ausgang des Turniers bestimmen. Noch dachte jedoch in diesem Moment keiner daran...

SC Dynamo Berlin:
Marquardt (46. Noske); Dorner, Heine, Skaba; Maschke, Mühlbächer; Schmidt, Hofmann (46. Gadow), Poklitar (46. Bauchspieß), Schröter, Bley
SC Tasmania 1900 Berlin:
Posinski (81. Basikow); Basler, Talaszus; Mauruschat, Peschke, Kuntze; Neumann, Schulz, Fiebach, Hosenfeldt, Lücke

1:0 Mühlbächer         (26.)
1:1 Rosenfeldt         (39.)
2:1 Gadow              (86.)
3:1 Bauchspieß         (90.)

Schiedsrichter:        Neumann
Zuschauer:             10.000


Dieter Buchspieß, Neue Fußballwoche, 05.04.1961