Freundschaftsspiel 1961/62: SC Dynamo Berlin - FC Nancy 3:1

Schröters große Stunde / 3:1 Tore und 13:4 Ecken gegen französische Profis
Die Schützlinge Trainer Gyarmatis boten eine gute kollektive Leistung, beherrschten über weite Strecken das Geschehen klar, wovon nicht nur die drei Treffer, sondern darüber hinaus auch 13:4 Ecken zeugen. Daran hat jeder einzelne Anteil. Und doch, dessen sind wir sicher, wird sich keiner der Berliner beklagen, wenn wir einen Spieler besonders hervorheben: Günter Schröter! Es war ein großer Tag für unseren Rekordinternationalen. Beileibe nicht allein der drei Treffer wegen, die er im Stil eines Klassemanns erzielte. Tor Nummer eins entsprang einem beherzten, wohlgezielten Weitschuß, nach dem sich Magiera vergeblich streckte. Tor Nummer zwei fiel durch einen Strafstoß, den Schröter eiskalt verwandelte (Hofmann war bei einer Ecke zu Boden gestoßen worden). Und beim dritten Treffer bewies Schröter seine Abgeklärtheit so vollkommen wie selten: Bleys Einwurf erreichte Bauchspieß, der das Leder kurz vor der Grundlinie nach innen zog.

Schröter war zur Stelle, schickte Magiera mit einer sauberen Täuschung in den April, wartete, bis der Torwart geschlagen am Boden lag und verwandelte erst dann. Was Günter Schröter vor, während und nach diesen Toren bot, das stempelte ihn eindeutig zum absolut besten Mann des Spiels, diese Wirkung erreichte vergleichsweise nicht einer der Stürmer, die im Dresdener Übungsspiel eingesetzt wurden. Wie er seine Kameraden freispielte, die Gegner narrte, im richtigen Augenblick das Richtige tat, das war wirklich großartig. Schade, schade, daß dieser Günter Schröter nicht zehn Jahre jünger ist! An dieser Leistung steigerten sich die anderen; der kleine Blondschopf Schmidt, der wuchtige Poklitar. der fleißige Maschke, die energischen Dorner und Skaba, der schnelle Heine, der in dem Afrikaner Toure den Publikumsliebling der Berliner als Gegenspieler hatte. Auch Hofmann, wegen Klingbiels Verletzung auf dem ungewohnten Posten des Linksaußen stehend, überzeugte einmal mehr.

Diese Steigerung war auch gegen die französischen Profis erforderlich. Die Gäste verkörpern gute französische Klasse, besitzen in Jakob einen umsichtigen, schnellen Mittelverteidiger, dessen Initiative auch der Anschlußtreffer zu verdanken war (weit stieß er vor, spielte seinen rechten Verteidiger an; dessen Flanke Muro unhaltbar einköpfte), in Brezniak einen zwar körperlich kleinen, aber sehr umsichtigen Außenläufer, mit Serafin und Chretien zwei Flügelflitzer und einen gefährlichen Innensturm, in dem Muro Regie führt und Toure blitzschnell und aus allen Lagen abzuschießen versteht. Einen solchen Gegner klar zu beherrschen (sieht man von einigen Phasen der zweiten Halbzeit ab, da zeitweise die spielerische Linie verlorenging), das Geschehen zumeist zu diktieren, dazu bedarf es schon einiges, darauf kann Dynamo zu Recht stolz, sein.

SC Dynamo Berlin:
Marquardt (46. Klemm); Dorner, Heine, Skaba; Maschke, Mühlbächer (55. Thiemann); Schmidt (70. Bauchspieß), Schröter, Poklitar, Bley, Hofmann
F
C Nancy:
Magiera; Amanieu, Jakob, Chivilo; Gauthier, Brezniak; Serafin, Muro, Toure, Valentek, Chretien

1:0 Schröter           (27.)
2:0 Schröter           (43., Foulstrafstoß)
2:1 Muro               (68.)
3:1 Schröter           (83.)

Schiedsrichter:        Bergmann (Hildburghausen)
Zuschauer:             8.000


Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 05.04.1961