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Ungarn ohne Schwung Mit frischem Siegeslorbeer aus
Süddeutschland waren die Ungarn in die deutsche Hauptstadt gekommen. Sie hatten den wahrscheinlich neuen Süd-Meister Kickers Offenbach mit 3:2 bezwungen. Das verleitete die Budapester Elf dazu, den SC Dynamo als eine leichte
Hürde anzusehen. Doch der erste Gang des Turniers wurde für Ferencvaros zu einer unverdaulichen Mahlzeit.er Kampfgeist der Berliner hat schon viele gutrenommierte internationale Gegner entnervt. Wir denken dabei an Dozsa
Budapest, an den AIK Stockholm, an die jugoslawische Elf Velez Mostar, an Ruda Hvezda Brno oder Gwardia Warschau - sie alle konnten in Berlin nicht gegen die Volkspolizei-Mannschaft gewinnen. Das schwunglose, im wesentlichen
auf langsame Kurzpaßkombinationen aufgebaute Spiel von Ferencvaros bedeutete keine ernsthafte Gefahr für Dynamos stabile Deckung. Das Fehlen von Mühlbächer (aus disziplinarischen Gründen verzichteten die Berliner zu Ostern auf
seinen Einsatz) machte sich kaum bemerkbar.
Thiemann konnte so endlich wieder einmal auf seinem Lieblingsposten spielen, und diese Chance nahm er ehrgeizig wahr. Bei den Budapestern pausierte mit Stopper Matrai ebenfalls
ein Nationalspieler. Aber auch mit ihm wäre die Niederlage nicht aufgehalten worden. Erfreulich zielstrebig, häufig mit großem Raumgewinn, operierte die Berliner Vorderreihe. Das bekannte Ferencvaros-Läuferpaar Gerendas/Dr.
Dekany (später ging Orosz als Läufer zurück und Szigeti wurde als neuer Stürmer aufgeboten) kam streckenlang nicht aus der Defensive heraus. Besonders erfreulich bei Dynamo war die Wirkung des linken Flügels Basel-Nippert.
Zusammen mit Maschke und Schröter, die sich in diesem Treffen die Nr. 1 und 2 verdienten, gehörte er zu den "Spielmachern". Ist Basel immer mit solchem Feuereifer und Verständnis für die Entwicklung eines Angriffs bei
der Sache, macht ihm den zweiten Halbstürmerposten niemand streitig.
SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Dorner, Heine, Skaba; Maschke, Thiemann; Hofmann (70. Schäffner), Schröter, Bley, Basel, Nippert Fercncvaros PT Budapest:
Horvath; Berta, Kiss, Dalnoki I; Gerendas (55. Szigeti), Dr. Dekany; Kertesz (20. Dalnoki II), Vilezsal; Orosz, Rakosi, Fenyvesi (65. Friedmansky)
1:0 Nippert (19.) 2:0 Hofmann (47.) 2:1 Szigeti (59.) 3:1 Schröter (85.)
Schiedsrichter: Meißner (Dommitzsch)
Zuschauer: 15.000
Hans-Günter Burghause, Neue Fußballwoche, 01.04.1959

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