Ein Spiel, kein Fan, Dynamo! / In der Oberliga werden die Hohenschönhausener auswärts ohne Unterstützung spielen

Man kann vieles über die Fans des BFC sagen. Auch Negatives. Aber es muss schon einiges passiert sein, wenn eine ganze Anhängerschaft die Schnauze voll hat und wegen "dauernder Repressalien" in der Rückrunde alle Auswärtsspiele seines Teams boykottieren will. Das Oberliga-Match in Bentwisch soll heute (14 Uhr) nur der Anfang sein. "Wir wollen ein Zeichen setzen. Wir haben genug davon, bei Auswärtsspielen drangsaliert zu werden. Dass man vom Bahnhof immer mit Polizeibegleitung ins Stadion eskortiert wird und nicht mal irgendwo Mittag essen kann", so der BFC-Fanbeauftragte Rainer Lüdtke. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat, waren sicherlich die Polizeiübergriffe beim Derby gegen TeBe im Mommsenstadion. Nun gibt's "Spare Ribs" im Sportforum. Das große Fressen als Gegenveranstaltung zu "Ein Spiel, kein Fan, Dynamo!"

Der Boykott löst bei den anderen Klubs wenig Begeisterung aus. Schon im Dezember hatten sich die Weinroten dem Kick in Schöneiche kurzfristig verweigert. Damit fehlten Germania rund 5.000 Euro an Einnahmen durch Kartenverkäufe an BFC-Fans. "Zudem hatten wir für Sicherheitsmaßnahmen fast 1.000 Euro ausgeben", so Hans-Peter Finkbeiner, Schöneiches Schatzmeister. "Wir waren gar nicht amüsiert und haben für den Boykott kein Verständnis. Diese Sicherheitsmaßnahmen kommen ja nicht von ungefähr." Stimmt, genauso stimmt aber, dass der BFC in den vergangenen zwei Jahren selbst für Ruhe im Fanblock gesorgt hat. Beim Verband sieht Spielleiter Bernd Wusterhausen noch einen anderen Boykott-Hintergrund, die geplatzten Hoffnungen im Aufstiegsrennen: "Wenn Dynamo in der Tabelle nur einen Punkt hinter TeBe stünde, wäre diese Diskussion gar nicht erst aufgekommen."


Matthias Bunkus, Berliner Kurier, 21.02.2009