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Hans-Georg Moldenhauer sieht die jüngsten Ausschreitungen in ostdeutschen Stadien als ernstzunehmende Gefahr für den Fußball in den neuen Bundesländern "Jedes einzelne Vorkommnis, hervorgerufen durch ein paar
wenige Chaoten, ist imageschädigend und besorgniserregend. Wir vom Verband tun gemeinsam mit den Vereinen, den Kommunen, der Polizei und den örtlichen Fanclubs alles, um die Gewalt einzudämmen", sagte Moldenhauer, der
zugleich Präsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes NOFV ist, der Deutschen Presse-Agentur dpa. In der jüngsten Vergangenheit war es bei Spielen in Dresden, Erfurt, Jena und Berlin zu Krawallen randalierender Fans
gekommen. "Wir stecken viel Geld in Projekte, um der Situation Herr zu werden. Ich wünschte mir, dass das Publikum unsere Aktionen noch stärker unterstützt und sich von den Randalierern im Stadion distanziert", sagte Moldenhauer.
"Von angedachten Platzsperren rate ich jedoch ab, weil man die Falschen treffen würde, sowohl die Spieler als auch gutwilligen Zuschauer", meinte der NOFV-Chef. Er bezog sich unter anderem auf das
Oberliga-Spiel zwischen Tennis Borussia und dem BFC Dynamo am 7. Dezember in Berlin, bei dem 58 Personen, darunter sieben Polizisten, verletzt worden waren. Insgesamt waren bei dem Fünftliga-Spiel 600 Polizei-Beamte im Einsatz.
Auf die Frage, warum der Osten in den oberen Profiligen seit Jahren unterrepräsentiert ist, antwortete Moldenhauer: "Es gibt objektive Ursachen, die in erster Linie im wirtschaftlich schwachen Umfeld und der sportlichen
Infrastruktur liegen. Ich hoffe, dass Energie Cottbus die 1. und Hansa Rostock die 2. Liga halten können und Städte wie Leipzig, Magdeburg und Dresden, die zu DDR-Zeiten eine führende Rolle spielten und inzwischen hochmoderne
Stadion bekommenen haben, eines Tages auch wieder bessere Zeiten erleben."
Der DFB-Vizepräsident würdigte die großen Anstrengungen in den neuen Bundesländern bei der Nachwuchsförderung. "Das beste
Beispiel sind für mich die U-15- und U-16-Nationalmannschaften. Da kommen sehr viele Spieler aus Clubs, die in den neuen Bundesländern zu Hause sind. Zwei oder drei Jahrgänge später finde ich in den Aufstellungen zwar die
gleichen Namen wieder, allerdings steht hinter ihnen ein anderer Club, weil die Jungen, wie Toni Kroos aus Rostock zu Bayern München oder René Adler aus Leipzig zu Bayer Leverkusen, gewechselt sind", meinte Moldenhauer. Der NOFV-Chef befürchtet, dass die drohende Rezession vor allem auch den Fußball im Osten negativ treffen wird. "Die
Vereine werden künftig noch schärfer kalkulieren müssen als bisher, zumal weniger Gelder aus den Fernseh-Verträgen zur Verfügung stehen. Die sich abzeichnende Wirtschaftslage ist aber auch die Chance jener Vereine, die den
eigenen Nachwuchs forcieren und ihm eine Möglichkeit des Einsatzes geben", sagte Moldenhauer.
Autor nicht bekannt (DPA), Berliner Zeitung, 24.12.2008

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