BFC trifft Polizei: Diesmal aber, um zu schlichten / Nach Randale und Vorwürfen gegen die Einsatzkräfte versucht Oberligist Dynamo einen neuen Anlauf zur Vernunft

Oberligist BFC Dynamo und die Berliner Polizei wollen nächste Woche versuchen, die Randale und einen massiven Polizeieinsatz beim Derby gegen Tennis Borussia in einem Treffen aufzuarbeiten. Darauf verständigten sich beide Seiten gestern nach KURIER-Informationen. Bei dem Treffen gibt es einen gepfefferten Fragenkatalog. Den der Einsatzkräfte zu den Böllerwürfen und der laut Polizei von Dynamo-Fans versuchten Gefangenenbefreiung. Sowie den des Vereins mit dem Vorwurf des gewaltig übertriebenen Einsatzes von Reizgas und Schlagstöcken gegen Unbeteiligte. Das Kernthema: Warum marschierte die Polizei überhaupt in den Block, obwohl in den vergangenen zwei Jahren der BFC dort immer selbst die Lage in den Griff bekommen hatte?

Seit Sonntagabend werden von den BFC-Fans immer neue Fotos und Videos ins Internet gestellt, die Polizeibeamte bei – diplomatisch ausgedrückt – rustikalen Konfrontationen mit Fans zeigen. So bekam eine Frau mit erkennbar minimalem Bedrohungs- Potenzial eine kräftige Ladung Reizgas ins Gesicht. Dass kein einziges Foto mit attackierenden Fans auftaucht, ist Teil der üblichen Propaganda nach solchen Vorfällen. Egal, wie die Aufarbeitung des Geschehens verläuft, hoffen die vernünftigen Kräfte im Verein, dass es nicht zu Gewaltreaktionen des unkontrollierbaren Teils des BFC-Anhangs kommen wird. Deshalb blicken die Fans des DDR-Rekordmeisters (10 Titel in Folge von 1979 bis 88) mit steigender Unruhe auf das Auswärtsspiel am Sonnabend in Schöneiche. Auch deshalb, weil viele von denen, die im Mommsenstadion zu schlichten versuchten und deswegen im Krankenhaus landeten, diesmal definitiv zu Hause bleiben werden.


Andreas Lorenz, Berliner Kurier, 11.12.2008