Nach Randale: / BFC-Präsident kritisiert Polizei

58 Verletzte und 18 Festnahmen: Das ist die Bilanz der Ausschreitungen von Fans des BFC Dynamo beim Fußball-Oberligaspiel gegen Tennis Borussia im Mommsenstadion am Sonntag. Beim 4:2 von TeBe waren aus dem Block der gut 1.300 BFC-Anhänger unter den 2.047 Zuschauern wiederholt Feuerwerkskörper und diverse Gegenstände auf das Spielfeld geflogen. BFC-Präsident Norbert Uhlig machte gestern die Polizei dafür verantwortlich. Er warf den mit mehreren Hundertschaften angerückten Einsatzkräften unverhältnismäßiges Einschreiten vor: "Es ist mir absolut unverständlich, wie Männer in voller Montur auf sechs- bis achtjährige Kinder und Frauen einschlagen können." Der Klub prüfe, mit welchen rechtlichen Mitteln er dagegen vorgehen könne. Harte Vorwürfe, die die Berliner Polizei nicht auf sich sitzen ließ. Nach Angaben der Leiterin der Polizei-Pressestelle, Heike Nagora, seien die Äußerungen der BFC-Vereinsführung "nur mit Realitätsverlust oder Ignoranz zu erklären".

In der Mitteilung heißt es weiter: "Ein Vereinspräsident, der nach Gewaltausbrüchen gegen Sicherheitskräfte die Polizei zum Störenfried ernennt und allen Ernstes erklärt, sein Verein brauche keinen Sicherheitsdienst mehr, sollte von den zuständigen Vereins- oder Verbandsgremien aus dem Verkehr gezogen werden, bevor Schlimmeres passiert." Uhlig wehrte sich außerdem vehement gegen das schlechte Image des DDR-Rekordmeisters. Seit dem Spielabbruch gegen den 1. FC Union im Mai 2006 habe sich die Sicherheitslage stark verbessert: "Wir sind dabei, den Sicherheitsdienst abzubauen, weil wir ihn nicht mehr brauchen." Auch dass sich der BFC stark in der Kinderbetreuung engagiere, werde zu wenig gewürdigt. Der Präsident des Berliner Fußball-Verbandes. Bernd Schultz, kritisierte hingegen, er habe von Vereinsseite niemanden gesehen, der mäßigend eingegriffen habe.

"Das muss auch Dynamo zu denken geben. Wir reden über eine für die Medien uninteressante Spielklasse. Es dreht sich immer wieder um die gleichen Vereine." Der BFC Dynamo distanzierte sich gestern per Pressemitteilung "ausdrücklich von einzelnen Personen, die dieses Spiel durch Abbrennen von Böllern nutzen wollten, um eine gewalttätige Eskalation zu provozieren". Auch die eigenen Ordner seien trotz Schlichtungsversuchen von der Polizei verletzt worden. "Die zwischen beiden Vereinen, den Sicherheitsfirmen und dem Einsatzleiter der Berliner Polizei im Vorfeld ausführlich vorgenommenen Sicherheitsabsprachen sind seitens der Berliner Polizei in keinster Weise eingehalten worden", heißt es weiter. Zudem habe der vom BFC beauftragte Sicherheitsdienst die Lage jederzeit unter Kontrolle gehabt. Bleibt die Frage, wie dennoch Knallkörper und andere Gegenstände auf das Spielfeld geworfen werden konnten.


Autor nicht bekannt (BM), Berliner Morgenpost, 09.12.2008