Fußballfans sollen stärker kontrolliert werden / Polizei kritisiert BFC Dynamo wegen fehlender Kooperation

Die Polizei hat eine engere Zusammenarbeit zwischen Fußballvereinen und den Sicherheitsbehörden angemahnt. Der Leiter der für den Ostteil der Stadt zuständigen Polizeidirektion 6, Michael Knape, bot gestern den Vereinen an, ermittelte Straftäter zu melden. "Jeder Randalierer muss dann drei Jahre Stadionverbot bekommen." Bei einer Anhörung im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses kritisierte Knape, dass es bei Fußballspielen der unteren Klassen immer wieder zu Ausschreitungen durch Fans kommt. "Oft muss die Polizei während der Spielzeit sowohl im Stadion als auch beim An- und Abmarsch der Fans präsent sein." Ist die Polizei nur mit einigen Hundert Beamten vertreten, gerät sie nach Knapes Worten schnell an ihre Grenzen. Immer öfter könnten Spiele nur noch geschützt werden, wenn die Polizei mit über 1.000 Beamten im Einsatz sei. Knape bezog sich auf Krawalle in diesem Jahr.

Einmal habe ein Polizist nur mit gezogener Dienstwaffe einen Angriff von Leipzig-Fans abwehren können. Beim Spiel 1. FC Union gegen Dynamo Dresden konnte nur ein massives Polizeiaufgebot innerhalb des Stadions die verfeindeten Fans trennen. Bei einem Spiel BFC Dynamo gegen Hansa Rostock II seien Rostocker durch Hohenschönhausen gejagt worden. Knape kritisierte die zu laschen Einlasskontrollen in den Stadien wegen verbotener Gegenstände wie Pyrotechnik. Probleme bereiten der Polizei vor allem Anhänger des Hohenschönhausener BFC Dynamo und des Köpenicker 1. FC Union. Dem Verein Union bescheinigte Knape jedoch Willen zur Zusammenarbeit: "Absprachen werden grundsätzlich eingehalten." Problematischer sei der BFC, der keinerlei Gesprächsbereitschaft erkennen lasse.

Dass der Deutsche Fußball-Bund die maximale Zeit der Stadionverbote von fünf auf drei Jahre reduziert habe, bezeichnete Knape als falsches Signal. "Die Polizei muss ein Spiel nicht um jeden Preis - koste es was es wolle - schützen." Innensenator Ehrhart Körung (SPD) dazu: "Wir denken nicht über Spielverbote nach, sondern darüber, wie man die Vereine zu stärkerer Kooperation bewegt, Gewalt schon im Vorfeld zu unterbinden." Dirk Brennecke, Geschäftsführer des Berliner Fußball-Verbandes, verwies darauf, dass es um zwei von 319 Berliner Vereinen gehe. "Jedes Wochenende gibt es 1.500 Spiele, die meisten sind friedlich." Laut Brennecke unternimmt sein Verband viel. Im August habe es einen Präventionstag gegeben und im November vergangenen Jahres eine Fachtagung. Er kündigte jedoch an, dass nun auch die Kontrollen der Fans intensiviert werden sollen. "Der Berliner Fußballverband wird mit aller Konsequenz gegen Vereine vorgehen, die sich nicht an die Fair-Play-Regeln halten."


Autor nicht bekannt (kob), Berliner Zeitung, 23.09.2008