Tennis Borussia, BFC Dynamo und die Sehnsucht nach großem Fußball / Berliner Traditionsklubs starten mit gleichen Zielen, aber unterschiedlichen Voraussetzungen in die Oberliga. Drahtzieher im Hintergrund: Mario Weinkauf

Die ersten Prämien sind schon ausgelobt. Vier neue BMW Mini Cooper warten auf die Spieler von Tennis Borussia. Gute Leistungen im Verlauf der am Sonnabend beginnenden Saison in der Fußball-Oberliga Nordost sollen bei den Veilchen sofort belohnt werden. Wer gut spielt, hat eben Vorfahrt. Die schicken Flitzer sind ein Vorgeschmack auf das Engagement des neuen Hauptsponsors Treasure AG, den sich TeBe hat an Land ziehen können. Rund 20 Kilometer weiter östlich geht es weniger auffällig zu. Statt des Logos einer Schweizer Holding prangt der Namenszug von Gökis Getränkegroßhandel auf den Trikots des BFC Dynamo. Was nicht heißt, dass die Hohenschönhauser etwa ignoriert worden wären. Doch die Klub-Mitglieder entschieden sich im Juni gegen ihren damaligen Präsidenten Mario Weinkauf und dessen mitgebrachtes Sponsorenpaket. Die Ziele sind jedoch die gleichen wie beim Rivalen aus Charlottenburg: Aufstieg in die Regionalliga Nord.

Tennis Borussia und der BFC Dynamo - zwei Klubs mit großer, mehr oder weniger fragwürdiger Tradition. Hier die Lila-Weißen, die stets das gute alte West-Berlin widerspiegeln, die sich von den Machenschaften mit der Göttinger Gruppe samt dazugehörender Insolvenz erholt haben und dritte Kraft im Berliner Fußball hinter Bundesligist Hertha BSC und Regionalligist 1. FC Union werden wollen. Oder sogar noch mehr. "Berlin hat mehr als nur ein Profiteam verdient", sagt Weinkauf. Auf der anderen Seite die Weinrot-Weißen, denen noch immer der Makel des einstigen DDR-Stasi-Klubs mit zehn Titeln in Folge anhaftet. Viel schlimmer: Verbindungen zur Hooligan- und rechtsradikalen Szene bringen den BFC immer wieder in Verruf. Und das neue Präsidium um Klubchef Frank Berton muss erst noch beweisen, dass es, so Weinkauf, "keine Marionette des Wirtschaftsrates" um Peter Meyer, Dynamos starken Mann, ist.

Der BFC setzt auf die Selbstreinigungskraft der Fans, wie es Berton nennt. Der Präsident verweist darauf, dass seit den Ausschreitungen am 13. Mai 2006 im Oberliga-Duell gegen Union nichts mehr passiert sei. Die Kontakte von Wirtschaftsrat Meyer zur Alt-Hooligan-Gruppierungen sowie dessen Konflikte mit dem Gesetz können jene zweifelhafte Tradition vergangener Jahre jedoch kaum vergessen machen - im Gegenteil. "Wir werden den BFC, der seine leichte positive Entwicklung leider nicht fortsetzen konnte, künftig kritisch beobachten", sagt zum Beispiel Bernd Schultz, Präsident des Berliner Fußball-Verbandes. Ex-Boss Weinkauf bleibt pragmatisch: "Der Vorstand muss zeigen, dass er den wirtschaftlichen Herausforderungen gewachsen ist." Die Zahlen - der neue BFC-Trikotsponsor gibt mit 25.000 Euro nur ein Viertel der Summe, die TeBe mit der Treasure AG einstreicht - lassen Zweifel aufkommen. Keine Zweifel gab es für Weinkauf, nach seiner Ausbootung beim BFC zu Tennis Borussia zu gehen.

"Spieler wechseln auch immer wieder und küssen dann das neue Vereinslogo", entgegnet der 45-Jährige den Kritikern. Anders als im Sportforum wurde er am Mommsenstadion mit offenen Armen empfangen. "TeBe hat gelernt, maßvoll zu arbeiten", sagt Weinkauf. Zudem lägen der Vorsitzende Bernd Sievers und Aufsichtsratschef Willy Kausch die notwendige Professionalität an den Tag. "Sicherlich war es für viele zunächst ein Kulturschock", erzählt Mario Weinkauf, "doch es geht hier um Fußball." Vergleiche mit der Zeit mit der Göttinger Gruppe lehnt er kategorisch ab. "Die Verhältnisse sind anders. Tennis Borussia entsteht kein Schaden, selbst wenn die Zusammenarbeit beendet wird", versichert Weinkauf. Was erst noch zu beweisen ist. So lange kann sich TeBe bis 2010 auf 1,5 Millionen Euro freuen. Für die Spielzeit 2007/08 stellt allein der Hauptsponsor 300.000 Euro zur Verfügung - beim BFC ist dies der Gesamtetat. Auch die Ziele sind höher gesteckt. Dem Aufstieg in die Regionalliga soll in drei bis fünf Jahren der Sprung in den Profifußball folgen, die Vision heißt Bundesliga. Zumindest die ersten Prämien sind ja schon ausgelobt.


Michael Färber, Berliner Morgenpost, 09.08.2007