"Wer pöbelt, der fliegt" / BFC-Wirtschaftsratschef Meyer über Hooligans, Imageprobleme und das heutige Spiel gegen Hertha

Herr Meyer, was versprechen Sie sich vom Freundschaftsspiel Ihres BFC Dynamo gegen Hertha BSC heute um 19 Uhr im Jahn-Sportpark?
Meyer:
Wir wollen zeigen, dass der BFC ein normaler Fußballverein ist und dass es bei uns Veränderungen gegeben hat. Ich hatte schon im vergangenen Jahr bei Hertha BSC nachgefragt. Aber es gab Bedenken, nachdem im Mai 2006 das Spiel des BFC gegen den 1. FC Union abgebrochen worden war. Deshalb wurde nun ein umfassendes Sicherheitskonzept erarbeitet. Leute, die sich nicht an die Regeln halten, wollen wir nicht.

Das betrifft Rechte und Hooligans?
Meyer:
Das betrifft alle, die bei Fußballspielen stören. Wer Naziparolen brüllt, fliegt aus dem Stadion. Ich will, dass der BFC in Zukunft eine echte sportliche Chance hat.

Auch Sie standen schon als Fan vor Gericht – weil Sie an einem Platzsturm in Babelsberg beteiligt gewesen sind.
Meyer:
Ich stand vor Gericht, weil ich 2004 in Babelsberg nach dem Abpfiff mit anderen BFC-Fans zum Jubeln über die Bande gesprungen bin. Ich wurde jedoch von dem Vorwurf freigesprochen, einen Zuschauer geschlagen zu haben. Irgendwann kommt auf mich ein Berufungsverfahren zu. Ich weiß nicht, warum es dreieinhalb Jahre später bei der zweiten Verhandlung ein anderes Ergebnis geben soll.

Zuletzt gab es tatsächlich keine Ausschreitungen bei BFC-Partien mehr.
Meyer:
Das stimmt. Unsere Fans erziehen sich selbst. Auch die Polizei hat ihren Anteil daran. Sie hält sich nicht mehr
direkt in oder vor den Fanblöcken auf, kann jedoch im Notfall rasch eingreifen.

Wäre dies nicht auch unter Ex-Präsident Mario Weinkauf möglich gewesen?
Meyer:
Er hat überall erzählt, dass der BFC ein Naziverein sei und er dies ändern wolle. Es sind aber keine Taten auf diese Worte gefolgt.

Weinkauf ist nun mit dem eigentlich für Dynamo bestimmten Großsponsor zum Ligarivalen Tennis Borussia weitergezogen.
Meyer:
Überall steht jetzt nur, was TeBe vom Sponsor bekommt. Aber nicht, was der Verein dafür leisten muss.

Der BFC wirbt nun mit dem türkischen Unternehmen "Gökis Getränkehandel". Soll das auch ein multikulturelles Signal aus Hohenschönhausen sein?
Meyer:
Auf jeden Fall. Seit Volkan Uluc unser Trainer ist, war Gökis-Geschäftsführer Gökhan Kazan regelmäßig im Stadion. Nun ist er sogar Mitglied in unserem Wirtschaftsrat.


Matthias Koch, Tagesspiegel, 30.07.2007