300.000 auf Wanderschaft / Dynamos Palastrevolution mit Konsequenzen

Das Stuhlrücken beim BFC Dynamo hält an. Am Donnerstag präsentierte der Oberligist mit Geschäftsstellenleiter Frank Berton den dritten Präsidenten innerhalb von sechs Tagen. Berton wurde ebenso wie Peter Proksch auf der ersten Sitzung des neuen Wirtschaftsrates kommissarisch zum Präsidiumsmitglied ernannt. Da nach der Abwahl von Mario Weinkauf und Andreas Dielert mit Schatzmeister Sven Radicke nur noch ein Vorstandsmitglied verblieben wäre, sei das Präsidium erst jetzt wieder beschlussfähig, teilte der Verein mit. Sechs-Tage-Vereinsboss Volkmar Wanski, der in mehreren Medien Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Beschlüsse der Mitgliederversammlung vom 23. Juni geäußert hatte, habe der neuen Entwicklung beim BFC nicht im Wege stehen wollen. Peter Meyer, Hauptsponsor und Chef des Wirtschaftsrates, konnte Wanski in einem Vieraugengespräch zum Rücktritt bewegen.

"Damit ist überflüssig, dass Rechtsanwälte die kurzfristige Kooptierung Wanskis zum Präsidenten überprüfen müssen", sagte Berton, der bis zur nächsten Jahreshauptversammlung im ersten Halbjahr 2008 dem DDR-Rekordmeister vorsteht. Theoretisch hätte bereits in sechs Wochen auf einer Außerordentlichen Mitgliederversammlung ein neues Präsidium gewählt werden können. "Im Sinne des Vereins haben wir darauf verzichtet. Dann hätte es wieder einen Wahlkampf gegeben. Doch wir wollen endlich Ruhe", sagte Meyer. Der 51-jährige Berton, der beim Trainingsauftakt am Freitag von vielen Fans freundlich mit der Anrede "Herr Präsident" begrüßt wurde, sieht seinen Karrieresprung zum Geschäftsstellenleiter und Präsident in Personalunion als Signal für die Öffentlichkeit. "Behörden, Verbände und Vereine müssen sich nicht auf irgendwelche neuen Funktionäre einstellen", erklärte der frühere Funktionär des SV Yesilyurt und Zeugwart der Hertha-Amateure.

Frank Berton muss in den nächsten Monaten jedoch zeigen, dass er selbständig handeln kann. Es ist kein Geheimnis, dass er sich im Vorfeld der Mitgliederversammlung mit Ex-Vereinsboss Mario Weinkauf überworfen und auf die Seite von Peter Meyer geschlagen hatte. "Ich bin kein Abnicker und Jasager. Ich diskutiere auch kontrovers mit Peter Meyer", widersprach Berton der Annahme, nur eine gleichgeschaltete Strohpuppe Meyers zu sein. Für Peter Meyer, der seine Zurückhaltung gegenüber der Öffentlichkeit aufgeben will, geht es nun um die Sicherung des Saisonetats. Das Geld des geheimnisvollen Sponsors der Weinkauf-Gruppe ist weg. "Wir haben die 300.000 Euro zurücktransferiert", bestätigte Weinkauf, der sich weiter für den BFC-Nachwuchs stark machen will. "Der Sponsor überlegt, den Jugendförderverein zu unterstützen." Da der Weinkauf-Mäzen zudem die Rechte am Vereinslogo besitzt, muss sich der BFC weiter mit dem neuen Emblem-Inhaber Thomas Thiel auseinandersetzen. Wenn dies auf sachlicher Ebene geschieht, kann sich der Verein in den nächste Wochen sicher auf die sportlichen Ziele mit Blickrichtung Regionalliga konzentrieren.

Matthias Koch, Fußballwoche, 02.07.2007