Meyer als großer Gewinner / Ära Weinkauf beendet - Wackelkandidat Wanski

Erst nach acht Stunden war die Kuh vom Eis. So lange dauerte es, bis der BFC Dynamo seine mit Spannung erwartete Mitgliederversammlung hinter sich gebracht hatte. An dieser nahmen auch Trainer Volkan Uluc und einige Spieler teil. Überraschendes passierte nicht. Der bisherige Hauptsponsor Peter Meyer, der den Verein in der abgelaufenen Serie vor der Insolvenz gerettet hatte, darf sich als großer Gewinner fühlen. Unter Ausschluss der Presse wählte der Großteil der anfänglich 280 Mitglieder (267 Stimmberechtigte) alle sechs Kandidaten Meyers und Meyer selbst in den Wirtschaftsrat. Nachdem diese Pflichtübung vollbracht war, folgte noch die Kür. Mit Hilfe eines Misstrauensantrages kickten die Mitglieder auch noch die in Ungnade gefallenen Präsidiumsmitglieder Mario Weinkauf und Andreas Dielert aus dem Vorstand. "Endlich hat der BFC wieder einen beschlussfähigen Wirtschaftsrat, der die Basis für die mittelfristige Entwicklung schaffen soll", sagte Meyer.

"In der nächsten Saison stehen die Konsolidierung und der Aufstieg in die Regionalliga im Mittelpunkt." Weinkauf, der zum Ende seiner dreijährigen Amtszeit schwer in der Kritik stand, nahm es sportlich-sarkastisch: "Ich respektiere den Willen der Mitglieder. Auch andere Mütter haben schöne Töchter." Weinkauf hatte 24 Stunden vor der Mitgliederversammlung noch versucht, sich aus der Schusslinie zu bringen. In einer Nacht- und Nebelaktion kooptierte er den bei den Anhängern beliebteren Ex-BFC-Präsidenten Volkmar Wanski auf den Posten des Vereinschefs. Wanski war "aus Sorge um den BFC" eingesprungen, um dem Verein einen von Weinkauf akquirierten Großsponsor zu erhalten. Schließlich besitzt dieser seit einiger Zeit die Rechte am Vereinslogo. Doch im Prinzip war Wanskis Einsatz umsonst.

Im Laufe der relativ sachlichen Veranstaltung hatte die Weinkauf-Gruppe nicht den Hauch einer Chance. Ihre Kandidaten für den Wirtschaftsrat zogen zurück oder fielen bei der Abstimmung durch. Die Konzepte der Weinkauf-Fraktion waren für viele wohl nicht überzeugend. Die Angst, sich von einem unbekannten Sponsor abhängig zu machen, kam dazu. "Das war doch vorher klar. Die Abstimmung war getürkt. Ich glaube, dass dafür extra Leute in den Verein eingetreten sind", sagte Volkmar Wanski. "Sonst kamen viel weniger. Doch Mitgliedsanträge wurden Weinkauf in den letzten Wochen überhaupt nicht vorgelegt." Im Prinzip fängt die Arbeit für Meyer und Co. jetzt erst richtig an. Anwälte müssen prüfen, ob etwa die "Wahl" von Volkmar Wanski rechtmäßig war und wann ein neues Präsidium zu wählen ist.

Kurioserweise kann sich die Meyer-Gruppe Bauunternehmer Wanski durchaus als Dauerlösung vorstellen. Denn an einer Führungspersönlichkeit für die Öffentlichkeit fehlt es dem BFC. Wirtschaftsratsprecher Thomas Heilmann-Klein versuchte bereits bei Wanski anzubändeln. Der winkt jedoch ab: "Ich will keine Strohpuppe der Meyer-Gruppe sein." Insofern besteht weiterhin Handlungs- und Redebedarf - vielleicht auch mit dem Sponsor der Weinkauf-Fraktion. Denn am geplanten Saisonetat von 300.000 fehlt noch die Hälfte. Zudem drücken den Verein laut Meyer Verbindlichkeiten in Höhe von 165.000 Euro. In punkto Logo hegt Peter Meyer seine eigenen Pläne. "Wenn wir das Emblem nicht zurückbekommen, werden wir im Falle eines Aufstiegs einfach ein neues herstellen lassen."


Matthias Koch, Fußballwoche, 25.06.2007