Machtkampf spitzt sich zu / BFC-Präsident Weinkauf vs. Hauptsponsor Meyer

Ein Sommerloch wird es beim BFC Dynamo nicht geben. Das große Thema: die Mitgliederversammlung am 23. Juni. Der "Wahlkampf tobt seit Wochen im Internet. "Viele Mitglieder sind verunsichert. Sie wissen nicht, was sie von der neuen Situation halten sollen", sagt Fanbeauftragter Rainer Lüdtke. Zunächst sah es nach "nur" einem Machtkampf zwischen Präsident Mario Weinkauf (45) und dem heimlichen "Chef" Peter Meyer (40) aus. Hauptsponsor Meyer hatte den Verein zuletzt mit mehreren Finanzspritzen über die Saison gerettet. Dafür war Präsident Weinkauf schon vor Monaten freiwillig in die Rolle eines Frühstücksdirektors gerückt, ohne Einsicht in die Bücher. An dieses Stillhalteabkommen will sich Weinkauf nun nicht mehr halten. "Die Situation hat sich geändert. Ich will mit dem Verein in die Regionalliga aufsteigen", sagt Weinkauf. Er untermauert seine Ambitionen mit finanziellem Nachdruck. "Ich habe mit einem Investor einen Dreijahresvertrag geschlossen."

Dieser hat am Mittwoch eine erste Rate in Höhe von 299.990 Euro auf das Konto der Wirtschafts-GmbH des Vereins überwiesen. Der Kontoauszug lag dieser Zeitung vor. Den bislang unbekannten Gönner will Weinkauf erst am 23. Juni präsentieren. Vorher strebt er mit Hilfe des Investors noch den Rückkauf des Vereinslogos an. Die Rechte hält derzeit die Firma eines Berliner BFC-Fans, der Mitglied der Motorradgruppe Heils Angels ist. Seine Geschenke will Weinkauf aber nur auf den Gabentisch des Vereins legen, wenn er Präsident des DDR-Rekordmeisters bleiben darf. Während sich Weinkauf eine Zusammenarbeit mit Meyer zum "Wohle des Vereins" vorstellen kann, schließt das der Kontrahent wohl aus. "Wir haben genug hohle Phrasen gehört. Wir wollen kein Geld von einer Briefkastenfirma", erklärte Meyer noch am Donnerstag. Mit Hilfe eines Misstrauensvotums hoffte Meyer darauf, dass die Mitglieder am 23. Juni Weinkauf aus dem Amt kippen würden. Denn eigentlich stehen in diesem Jahr überhaupt keine Präsidiumswahlen an.

Viele BFC-Fans halten Weinkauf jedoch geplatzte Sponsorenverträge vor. Zudem soll er ihrer Meinung nach versuchen, unliebige Fans auszugrenzen. Weinkauf wehrt sich: "Das stimmt nicht. Aber es gibt eine Stadionordnung, Normen und gesellschaftliche Regeln." Meyer hegte wochenlang den Plan, mit einem neuen Präsidium seine Träume vom Aufstieg in die Regionalliga durchzusetzen. Doch am Freitag bot Meyer via Internet seinen Rückzug aus dem Wirtschaftsrat des BFC an. Voraussetzung dafür sei, dass unabhängige Wirtschaftsprüfer und der Vereinsanwalt Einsicht in die Verträge zwischen Weinkauf und dem Investor bekämen. Meyer und Co. wollen ausschließen, dass es sich bei der finanziellen Offerte nicht um Darlehen oder andere rückzahlbare Verbindlichkeiten handelt. Weinkauf sieht dieser Überprüfung gelassen entgegen. Und schließt eine Zusammenarbeit mit Meyer weiterhin nicht aus.


Matthias Koch, Fußballwoche, 11.06.2006