Interview der Woche mit Volkan Uluc: "Deutsche Vereine sind anders als türkische"

Er ist in der Türkei geboren, kam als Kleinkind nach Berlin und sieht sich selbst als perfektes Beispiel für gelungene Integration in Deutschland. Nach dem Spielerstreik im Spiel gegen TeBe wechselte Volkan Uluc (37) vom SV Yesilyurt zum BFC Dynamo. Vor dem direkten Duell seines neuen mit seinem alten Club sprach die FuWo mit Uluc über den Abstiegskampf, die Pläne für die neue Saison und rechte Weltanschauungen im Umfeld des BFC.

Herr Uluc, wann werden Sie erstmals Jena, Zwickau und Halberstadt beobachten?
Uluc:
Wichtig ist zuerst die Saison. Wenn es sich abzeichnet, dass wir in die Relegation müssen, werden wir zum richtigen Augenblick die Spielbeobachtung aufnehmen. Durch meine Zeit bei Sachsen Leipzig habe ich gute Kontakte in die Süd-Oberliga.

Am Donnerstag geht's gegen Yesilyurt. Mit welchen Gefühlen sehen Sie dem Spiel entgegen?
Uluc:
Es wird ein besonderes Spiel, weil ich bei Yesilyurt überwiegend eine gute Zeit hatte. Es ist jedoch klar, dass es für mich in dem Spiel um nichts anderes als den Erfolg für Dynamo geht.

Mit Frank Berton und Ihnen sind bereits zwei Verantwortliche von Yesilyurt zu Dynamo gewechselt. Wann folgen die ersten Spieler?
Uluc:
Wir sind nicht fixiert auf die Spieler von Yesilyurt, da wir in Berlin einen großen Pool an Spielern
haben. Wir gucken aber auch auf unsere eigene Mannschaft.

Haben Sie im Laufe der Saison eigentlich mal mitgezählt, wie häufig bei Yesilyurt angekündigt wurde, dass sie neue Sponsoren haben?
Uluc:
Nein, natürlich nicht [lacht]. Ich bin jemand, der immer auf dem Teppich bleibt und versucht, rational zu arbeiten und den Leuten beratend zur Seite zu stehen. Der größte Fehler bei Yesilyurt war, dass die Mannschaft nach der starken Rückrunde letzte Saison auseinander gerissen wurde.

Könnten Sie sich eigentlich vorstellen, ähnlich wie Mehmet Öztürk bei Yesilyurt mal gänzlich ehrenamtlich zu arbeiten?
Uluc:
Bei Vereinen, die mir richtig am Herzen liegen, arbeite ich auch gerne mal ehrenamtlich. Es muss einfach eine Beziehung zu dem Verein da sein. Während meiner beiden letzten Engagements bei Yesilyurt bin ich dem Verein sehr entgegengekommen.

Zahlt Dynamo die Honorare schneller als Yesilyurt?
Uluc:
Dynamo zahlt pünktlich, es wird sogar aufs Konto überwiesen. Ich kann aus Erfahrung sagen, dass deutsche Vereine einfach anders sind als türkische.

Den Klassenerhalt vorausgesetzt, welche Spieler sollen die Eckpfeiler zur neuen Saison werden?
Uluc:
Die Spieler, die sich jetzt bewähren und dem Verein die Stange halten, werden auch weiter verpflichtet Thomaschewski hängt noch ein Jahr dran. Ich würde es gern sehen, wenn auch Jörn Lenz weitermachen würde, aber er hat sich noch nicht entschieden. Kutrieb, Ritter und Kullik haben laufende Verträge.

Bleiben Sie übers Saisonende hinaus bei Dynamo?
Uluc:
Im Falle des Klassenerhalts verlängert sich mein Vertrag automatisch. Ich bin in einer schwierigen Situation zu Dynamo gekommen, aber nicht für zwei oder drei Monate. Es ist mein Wunsch längerfristig hier zu arbeiten - selbst wenn der Klassenerhalt nicht gelingen sollte. Es macht mir jeden Tag Spaß, hier zu arbeiten.

Im Umfeld von Dynamo sind rechte Weltanschauungen nicht selten. Sind Sie in irgendeiner Weise mal beschimpft oder beleidigt worden?
Uluc:
Ganz und gar nicht. Ich bin vom ersten Tag an sehr positiv aufgenommen worden - auch von den Fans. Ich fühle mich richtig wohl.

Sehen Sie sich selbst als ein Musterbeispiel für gelungene Integration?
Uluc:
Jeder muss sein Schicksal, seine Integration selbst in die Hand nehmen. Ich habe von meiner Persönlichkeit her immer sehr viel dafür getan. Dass ich jetzt beim BFC Dynamo als Trainer arbeiten darf, ist etwas Mutiges von mir, aber auch eine mutige Entscheidung vom Verein. Ich denke, das ist ein perfektes Beispiel. Das muss man so sagen.


Jochen Gößmann, Fußballwoche, 23.04.2007