Schläge gegen den Schlussmann / Beim BFC sorgt eine interne Prügelei für Aufsehen

Dass beim Berliner FC Dynamo bisweilen die Fäuste fliegen, ist nichts Neues. Der Verein hat ein massives Hooliganproblem, das er halbherzig bekämpft. Doch wie jetzt bekannt wurde, ereignete sich kürzlich auch intern eine handfeste Auseinandersetzung. "Ein Wort gab das andere, dann fiel ihm nichts mehr ein und er hat zugeschlagen", sagt Nico Thomaschewski. Die Rede ist von Ralf Wurzel, Verantwortlicher für die Finanzen der Jugendleitung, der vor drei Wochen Thomaschewski, damals Interimstrainer der Oberligaelf, attackierte. Mittlerweile ist er von seinen Verletzungen, der 36-Jährige spricht von "heftigen Blessuren im Gesicht und am Rücken", genesen und steht wieder im Tor. Im Abstiegskampf in Liga vier liegen offenbar die Nerven blank.

Thomaschewski, seit vielen Jahren beim BFC, führt den Angriff auf das Aus im Pokal-Halbfinale gegen den Verbandsligisten Köpenicker SC (2:3) zurück: "Wurzel hatte andere Vorstellungen von Aufstellung und Training als ich. Das mag eine Erklärung sein, aber so was gehört sich nicht." Er habe sich bewusst gegen die Schläge nicht gewehrt. "Gewalt hat im Fußball nichts verloren." Frank Berton, der Verwaltungschef, würde zu dem Vorfall zwischen Wurzel und Thomaschewski am liebsten gar nichts sagen. Beide hätten sich unter der Moderation eines Präsidiumsmitglieds ausgesprochen. "Es hat eine halbe Stunde gedauert, bis er sich endlich in dieser Runde entschuldigt hat", sagt der immer noch erregte Thomaschewski: "In einem anderen Verein würde so jemand rausgeschmissen." Doch nicht beim BFC. "Wir sind uns im Verein einig, das intern zu behandeln", betont Berton. An eine Trennung von Wurzel habe man nie gedacht. Das wundert manchen nicht, als zu mächtig gilt der Mann.

Es ist nicht das erste Mal, dass beim BFC, dem Hort von Rockern und Rechten, unliebsame Vorfälle unter den Teppich gekehrt werden. Ralf Wurzel sagt auf Anfrage: "Das ist eine private Sache. Sie brauchen gar nicht nachzuhaken." Frank Berton geht sogar noch weiter und echauffiert sich, dass die Medien nur negativ über den BFC berichten würden. "Wir brauchen in der Presse keinen Verriss", schimpft er, "es könnte ansonsten ja auch passieren, wenn sich noch mal einer von der Presse meldet, dass sofort aufgelegt wird..." In der Vergangenheit ging der BFC Dynamo auch schon juristisch gegen Journalisten vor. Als das RBB-Fernsehen über Wurzels angebliche NPD-Vergangenheit berichtete, erwirkte der BFC wegen einiger strittiger Formulierungen eine Gegendarstellung.

Matthias Wolf, Berliner Zeitung, 31.03.2007