Babelsberger boykottieren Spiel beim BFC / Fans wollen "rechte Tendenzen" nicht fördern

Fan-Boykotte sind im Fußball nichts Ungewöhnliches. Im Normalfall richten sie sich aber eher gegen die eigene Mannschaft und nicht gegen den Gegner. Das heutige Spiel des Fußball-Oberligisten BFC Dynamo jedoch werden die Anhänger des Gegners und Tabellenführers Babelsberg 03 nicht besuchen. "Fans, die das Spiel besuchen, unterstützen einen Verein, der in den eigenen Reihen Gewaltbereitschaft und rechtsextreme Tendenzen nicht nur duldet, sondern zudem fördert", heißt es im offiziellen Programmheft und im Internetauftritt der Potsdamer vor der heutigen Begegnung, die um 13 Uhr im Jahnsportpark angepfiffen wird. Die der linken Fanszene zuzuordnenden Babelsberger stören sich vor allem am BFC-Hauptsponsor Peter Meyer, der 2004 als Fan im Babelsberger Stadion an Ausschreitungen beteiligt war.

Die Babelsberger wollen keinen Verein unterstützen, der lediglich beteuere, "dass nicht alle rechts seien", heißt es in der Erklärung. Man wäre auch nicht dazu bereit, durch die zehn Euro Eintrittsgeld Kosten für den höheren Sicherheitsstandard im Jahnsportpark mitzutragen, der durch Ausschreitungen von BFC-Fans notwendig geworden sei. Seit den Krawallen beim Spiel gegen den 1. FC Union im Mai muss der BFC so genannte Risikospiele im Jahnsportpark austragen. "Ich kann die Argumente nachvollziehen", sagt Jens Lüscher, der in Babelsberg Vorstandsmitglied und Fanbeauftragter ist.

Auch Trainer Rastislav Hodul akzeptiert die Entscheidung der Fans. BFC-Präsident Mario Weinkauf ärgert sich dagegen über diese pauschale Vorverurteilung seines Vereins. "Schade, dass politische Gruppierungen den Sport als Plattform benutzen." Dynamo beließ es aber nicht dabei. Nach Intervention des Vereinsanwalts mussten die Babelsberger ihre Vorwürfe in ihrem Boykottaufruf entkräften. Die Mitteilung, dass im BFC-Vorstand ein ehemaliger NPD-Kreisleiter tätig sei, wurde inzwischen gelöscht. Die Babelsberger Anhänger werden das Spiel übrigens trotzdem genießen können. Der Kommentar des Spiels und Fotos aus dem Stadion werden per Handy ins Babelsberger Kino "Thalia Art-house" übertragen.

Matthias Koch, Tagesspiegel, 02.12.2006