Starke Abwehr ohne Abwehrspieler

Die Ludwigsfelder mögen das Sportforum. "Ein gutes Pflaster", befand Volker Löbenberg, "hier haben wir noch nie verloren." Und wenn es auch "zum Ende sehr eng" geworden sei, überwogen beim LFC-Trainer doch die positiven Eindrücke: "Insgesamt bin ich sehr zufrieden." Vorzüglichen Konterfußball hatte Ludwigsfelde geboten und lange auch sattelfest in der Abwehr gestanden. "Obwohl ich eigentlich keine Abwehrspieler habe", betonte Löbenberg. "Eidtner ist gelernter Stürmer, Klatt Mittelfeldspieler, Ruprich hat erstmals Manndecker gespielt." Der lange Leeshue war angeschlagen und kam erst kurz vor Schluß. Tristesse bei Dynamo. Trainer Ingo Rentzsch, von Personalnot geplagt, warf seinen Leuten "Lethargie" vor und fragte sich, "ob sie sich mit dem Verein identifizieren. Sie denken sich wohl, wenn wir absteigen, kann ich ja wechseln."

Personelle Konsequenzen scheinen unausweichlich: "Lieber arbeite ich mit Spielern, die wollen, auch wenn sie mal einen Fehler machen." "Am Geld liegt es nicht", glaubt Präsident Mario Weinkauf. "Gegen Schöneiche hatten wir sogar eine Siegprämie ausgelobt. Daß wir so hinten drin hängen, hätte keiner gedacht." Weinkauf weiß um den Ernst der Lage: "Unsere vordergründigen Ziele: sportlich nicht absteigen und wirtschaftlich gesunden." Es wird dem BFC nicht leicht gemacht. Derzeit geben sich Medienvertreter aus aller Welt die Klinke in die Hand, Blickrichtung "Deutschland nach der WM", auf emsiger Jagd nach Rechtsradikalen und Hooligans, die momentan vielerorts zuschlagen. "Aber für die internationale Presse sind wir der Sündenbock", klagte Weinkauf.

Raimund Wilhelm, Fußballwoche, 20.11.2006