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Zeichen gegen die Gewalt / Der BFC Dynamo verbannt seine Fans aus dem Stadion

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Die schweren Ausschreitungen bei der Oberliga-Partie BFC Dynamo gegen 1. FC Union Berlin sorgen für ein Novum im Berliner Fußball: Der BFC wird am Sonntag, 14 Uhr, gegen Anker Wismar ein Geisterspiel austragen. Der Verein habe dies dem Nordostdeutschen Verband (NOFV) selbst vorgeschlagen, sagte Präsident Mario Weinkauf. Der NOFV hatte Dynamo vorläufig mit einer Platzsperre bis zur Sportgerichtsverhandlung am 22. Mai bestraft, doch mögliche Ausweichstadien sind belegt. Deshalb wird es gegen Wismar keinen Zutritt zum Sportforum für BFC-Fans geben. Der Gastverein wird gebeten, die Namen seiner Anhänger, die anreisen wollen, auf einer Liste anzuführen. "Das wird ein Spiel vor vielleicht einem Dutzend Zuschauer aus Wismar. Wir bestrafen uns selbst, um ein Zeichen zu setzen", so Weinkauf. Die Polizei hat mittlerweile 44 Hooligans ermittelt, die an den Krawallen beteiligt waren. Ein Großteil war den Beamten bereits bekannt als Fans der Kategorie B und C, gewaltbereit und gewaltsuchend. Zahlreiche Rowdys wurden dem Staatsanwalt vorgeführt. Weinkauf kündigte an, "dass alle, ohne Ausnahme, ein Hausverbot bei uns bekommen werden".

Gegen einen Fan, der vor einer TV-Kamera rassistische Äußerungen tätigte, wurde ein Vereinsausschlussverfahren eingeleitet. Zum Oberligaspiel am Mittwoch beim BFC Preussen werden die BFC-Spieler mit dem Schriftzug "Keine Macht der Gewalt" antreten. Weinkauf sprach auch davon, dass sich die "Hinweise verdichten", wonach die Randale gesteuert war aus Kreisen, die seit langem kritisch begleiten, wie er gegen Rassismus und Gewalt vorgehe, um den Verein salonfähig zu machen. Außerdem forciert er die Trennung von Sponsoren aus dem rechten Spektrum, und der Klub befindet sich in juristischen Auseinandersetzungen um die Rechte am Dynamo-Emblem, das im Besitz von Hell's Angels ist. Diese wiederum sind eng mit der BFC-Hooliganszene verbunden. "Es gibt einflussreiche Kreise, die nicht möchten, dass wir aufsteigen, weil dann mal genauer hingesehen wird", sagte Weinkauf vor einigen Wochen - nun fühlt er sich bestätigt. "Es gibt einige, die wünschen sich, dass ich zurücktrete", sagte er, doch nun stelle er sich erst recht am 6. Juni zur Wiederwahl: "Ich kämpfe und überlasse unseren Verein nicht diesen Leuten." Schon vor einigen Jahren hatten Hell's Angels einmal den Vorstand übernommen.


Matthias Wolf, Berliner Zeitung, 17.05.2006


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