Verein entschuldigt sich für Krawalle gegen Union

Mit scharfer Kritik am Veranstalter BFC Dynamo hat gestern Polizeipräsident Dieter Glietsch auf die Hooligan-Krawalle beim Fußball-Oberligaspiel im Sportforum Hohenschönhausen reagiert. Dort hatten sich 1.000 Polizeibeamte und 200 Ordnern rund 600 gewaltbereiten Hooligans gegenübergesehen, die über den Zaun gestiegen waren und den Abbruch der Partie gegen den 1. FC Union nach 77 Spielminuten verursachten. "Es kann nicht sein, daß die Polizei für unzureichende Ordnerdienste des Veranstalters einspringt und das Spielfeld mit ihren Kräften umstellt", sagte Glietsch im Innenausschuß des Abgeordnetenhauses. Für die Sicherheit im Innenraum, das sei abgesprochen worden, habe der Veranstalter sorgen müssen. Die Polizei wollte das Spiel lieber im Jahn-Sportpark ausgetragen sehen. Glietsch: "Wir müssen dafür sorgen, daß solche Spiele nicht mehr in einem solchen Stadion erfolgen - und nicht mit einem solchen Ordnerdienst."

Von den 33 Festgenommen wurden zehn dem Haftrichter wegen Landfriedensbruchs vorgeführt. Acht davon erhielten einen Haftbefehl, zwei mit Haftverschonung. 29 Festgenommene waren der Polizei bekannt, 27 werden der Hooligan-Kategorie B (gewaltbereite Fußballfans) zugerechnet, einer der Kategorie C (gewaltsuchend). Der Präsident des BFC Dynamo, Mario Weinkauf, entschuldigte sich inzwischen für die Ausschreitungen. "Der Ordnungsdienst des BFC Dynamo war sicherlich trotz des von allen Beteiligten einvernehmlich abgesprochenen Sicherheitskonzeptes nicht optimal auf die Geschehnisse vorbereitet", teilte er mit. Zunächst hatte er noch vom "totalen Versagen" der Polizei gesprochen. Im Fan-Forum von Union kursierte vor allem Kritik am Vorgehen der Polizei außerhalb des Stadions. Viele Union-Fans hätten ohne Polizeischutz flüchten müssen, wurde dort kritisiert. Dagegen sagte Glietsch, die Polizei habe die Situation "in angemessen kurzer Zeit sehr gut im Griff" gehabt - das heißt: nach einer Viertelstunde.


Stefan Schulz, Berliner Morgenpost, 16.05.2006