Da fällt Jean-Marie Pfaff wie eine Schranke / Ex-Bayern-Keeper trainiert Kinder beim BFC Dynamo

Der Torhüter fällt beim Strafstoß wie eine Bahnschranke. "Das hast du mit Absicht gemacht", ruft ein kleiner Knirps. In der Tat kann es der Schlussmann besser. Doch für ein Erfolgserlebnis der vier- bis zwölfjährigen Nachwuchskicker einer Berliner Ferien-Fußball-Schule, die mit dem Viertligisten BFC Dynamo zusammenarbeitet, lässt Jean-Marie Pfaff den einen oder anderen Ball durchrutschen. Der Belgier, WM-Vierten von 1986, der zwischen 1982 und 1988 für den FC Bayern München 156 Bundesligaspiele bestritt, hat Wort gehalten. Donnerstag und Freitag unterstützte er einmal mehr die Fußball-Schule "Kick & Win". Dass Pfaff wieder in diesem Jahr im Berliner Sportforum auftaucht, ist der Bekanntschaft mit dem Berliner Geschäftsfreund Roland Marciejewski zu verdanken. Dieser hatte im Sommer den Kontakt zwischen Verein sowie Pfaff und dem Haupt- und Trikotsponsor United Energy Sol (UES) hergestellt. Sowohl Pfaff als auch UES wurden zu Saisonbeginn mit großem Rummel der Öffentlichkeit vorgestellt. Doch der vermeintliche Hauptsponsor UES erwies sich als Mogelpackung.

Geld ist beim BFC, der derzeit in den Abstiegskampf der Oberliga verwickelt ist, nie angekommen. Präsident Mario Weinkauf rechnet auch nicht mehr damit. Immerhin soll die Deckung des Saisonetats von 300.000 Euro dennoch nicht gefährdet sein. Weinkauf sieht Roland Marciejewski nun in der Pflicht, einen neuen Geldgeber aufzutreiben. "Ich denke bis zum 40-jährigen Vereinsjubiläum im Januar 2006 gelingt das", sagt der Unternehmer Marciejewski. Gewissermaßen als kleinen Teil der Wiedergutmachung hat er seinen Freund Jean-Marie Pfaff wieder nach Berlin gelotst. Vorerst soll Pfaff, der BFC-Mitglied ist und dessen Namen die Nachwuchsabteilung des früheren DDR-Rekord-Meisters trägt, in erster Linie für die Jugend tätig sein. Pfaff: "Der Verein hat einen großen Namen, auch wenn er derzeit in der Oberliga spielt. Ich mache das aber nur für die Kinder." Heißt im Klartext auch: Für die Männerabteilung wird er (noch) aktiv. Denn das Negativimage des Vereins, der immer noch mit Hooligans und der rechten Szene in Verbindung gebracht wird, will er nämlich auf keinen Fall auf sich abfärben lassen.

Matthias Koch, Neues Deutschland, 15.10.2005