BFC Dynamo hängt in der Sponsorenfalle / Verein erhält Geld aus zwielichtigen Quellen

Yiannis Kaufmann hat bisweilen an den Nerven von Berliner Journalisten gesägt. Der Pressesprecher des Fußball-Oberligisten BFC Dynamo versuchte, mit kleinen und großen Meldungen aus dem Alltag eines Viertligisten seinen eher unpopulären Klub irgendwie ins mediale Rampenlicht zu rücken. Mit seiner letzten Nachricht über den Presseverteiler des DDR-Rekordmeisters ist ihm das auf jeden Fall gelungen – wenn auch in negativem Sinne. Der Verein verkaufe teilweise seine Seele an Sponsoren, die der rechten Szene zuzuordnen seien, behauptet Yiannis Kaufmann. Deswegen sei er von seinem Amt als Vereinssprecher zurückgetreten, erklärt der 54-Jährige. "Der BFC steht unter besonderer Beobachtung der Öffentlichkeit. Wenn er eine Chance haben will, neue Sponsoren zu bekommen, muss er sich neu positionieren", fordert Kaufmann. Das BFC-Mitglied wollte nicht mehr akzeptieren, dass Sponsoren von Unternehmen, die beispielsweise der Hell’s-Angels-Gruppierung zuzuordnen seien, Werbeflächen im Sportforum kaufen können. BFC-Präsident Mario Weinkauf räumte das Bestehen von Verträgen mit derartigen Unternehmen ein. "Allerdings ist diese Struktur über gut ein Jahrzehnt gewachsen. Bestehende Vertragsverhältnisse können erst nach und nach aufgelöst werden", so der um ein besseres Vereinsimage bemühte Weinkauf.

Der BFC Dynamo, der 2004 nach drei Jahren erst ein Insolvenzverfahren beenden konnte, steckt derzeit erneut in großen finanziellen Schwierigkeiten. Hauptsponsor United Sol Energy hat bisher nicht einen Cent der vereinbarten 200.000 Euro überwiesen. Der geplante Jahresetat mit offiziell 300.000 Euro sei aber, so Weinkauf gegenüber ND, nicht gefährdet. Dennoch hängt der BFC irgendwie erneut in einer Sponsorenfalle. Angesichts fortwährender Negativschlagzeilen über den Viertligisten wird der Verein beinahe automatisch in die Ecke eines Nazi- und Hooliganklubs gestellt – und das nicht erst seit dem brutalen Polizeieinsatz gegen BFC-Anhänger in der Berliner Discothek "Jeton". Fast zwangsläufig machen seriöse Großsponsoren lieber einen Bogen um das Sportforum. Und einige Gönner, die dem BFC seit Jahren die Treue halten, passen nicht in das Bild einer demokratischen Gesellschaft. Ob die derzeitige Führung diesen Teufelskreis durchbrechen will und kann, ohne den Fortbestand des Traditionsvereins zu gefährden, wird die Zukunft zeigen.

Matthias Koch, Neues Deutschland, 22.09.2005