Antworten in Krisenzeiten / Der 1. FC Union verliert den Anschluss in der Oberliga, beim BFC Dynamo tritt Vorstandsmitglied Kaufmann zurück

(...) Union ist auf dem Boden der Tatsachen - aber auch der BFC kommt nicht zur Ruhe. Getrübt wurde die Freude über den ersten Saisonsieg (4:0 gegen Hansa Rostock II) durch den Rücktritt von Yiannis Kaufmann von allen Ämtern. Er war Pressesprecher, Vorstands- und Wirtschaftsratsmitglied. Zündstoff liefert der Grund, den er für seine Demission angab: "Der Verein verkauft seine Seele für ein paar hundert Euro an zwielichtige Sponsoren." Entzündet hatte sich laut Kaufmann der Streit an einer Werbebande für 550 Euro für einen Hersteller so genannten Germanen-Schmucks. Die Firma sei im Besitz eines ranghohen Mitglieds der Gruppe Hell's Angels, der einst sogar im BFC-Vorstand saß und auch die Rechte am Dynamo-Vereinsemblem hält.

Kaufmann sagt nun, der Verein werde "durch ein Firmenkonglomerat von Rockern und Rechten infiltriert". Er habe vergeblich dagegen angekämpft, sei sogar von Teilen der Fans bedroht worden und ziehe die Konsequenz "aus fehlender Rückendeckung" durch Vorstandskollegen. "Einen wirklichen Neuanfang gibt es nur, wenn ich mich endlich von solchen Geldgebern löse", sagt er: "Aber mit der Meinung stand ich allein da." Die BFC-Führung sei derzeit in Panik und greife ohne Skrupel nach jeder finanzieller Zuwendung. Auch, weil mittlerweile klar sei, dass Hauptsponsor United Sol Energy keinen Cent der vereinbarten 200 000 Euro bezahlen werde, so Kaufmann: "Wenn nichts passiert, brennt es in der Winterpause beim BFC wieder richtig."


Matthias Wolf, Berliner Zeitung, 19.09.2005