Besonnen bleiben / SV Babelsberg 03 empfängt den BFC Dynamo – Polizei mit Großaufgebot und Reiterstaffel

Von Pflichtsieg will er nicht reden. Vielleicht, so mag Rastislav Hodul glauben, würde dies seine Truppe zu sehr unter Druck setzen. Gerade in einem Spiel voll besonderer Brisanz – auf dem Platz und wohl auch auf den Rängen. Zumindest eines aber ist sicher: Wenn der SV Babelsberg 03 morgen um 14 Uhr im Karl-Liebknecht-Stadion den BFC Dynamo empfängt, kann der Nulldrei-Coach auf seinen kompletten Kader zurückgreifen. "Verletzt ist niemand, das Team ist fit", strahlt Hodul Siegessicherheit aus. Und dies nicht ohne Grund: Vier Siege in vier Spielen konnten seine Mannen bislang verbuchen; sie stehen damit nach wie vor auf Platz eins der Oberliga-Tabelle. Zwar liegt der BFC abgeschlagen auf dem letzten Rang, doch danach geht Hodul in seiner Einschätzung der Dynamo- Leistungsstärke nicht: "Der BFC ist trotz allem kein zu unterschätzender Gegner", mahnt der Coach, der am Sonnabend mit Hendryk "Henne" Lau und Manuel Benthin auch zwei ehemalige SVB-Spieler im weinroten Dress begrüßen wird.

Ganz freundlich, so wie er es auch von den Fans erhofft. "Die Babelsberger sind ein freundliches Publikum." Auch im Bezug auf die als gewaltbereit bekannten BFC-Fans. Doch was sich am Rande abspielen könnte, solle sein Team nicht belasten. Dieses sei zum Fußballspielen da – für das andere die Polizei. Die weiß um das wahrscheinlich anrückende Gewaltpotenzial: Schlechte Erinnerungen kommen da nicht nur an das Heimspiel im vergangenen Jahr auf, als BFC-Hooligans das Feld stürmten und sich mit Babelsbergern und der Polizei prügelten. "Wir sind gut vorbereitet und haben das Spiel in der obersten Kategorie C eingestuft", so Ralf Marschall, Schutzbereichsleiter der Potsdamer Polizei. "Wir rechnen mit rund 1.000 BFC-Fans, von denen mehrere hundert als äußerst gewaltbereit bekannt sind." Dieses Aufeinandertreffen, erklärt der Polizeidirektor, sei stets ein problematisches. Denn während die BFC-Fans eher der rechten Szene zuzuordnen sind, gehören die Anhänger des SVB überwiegend dem linken Spektrum an. Da sei also stets "eine Rechnung zu begleichen", sagt Marschall.

Mit den SVB-Fans ebenso wie höchstwahrscheinlich mit der Polizei. Für ihren Einsatz im "Karli" im vergangenen Jahr, aber auch für die umstrittene Aktion kürzlich in der Berliner Diskothek "Jeton". Auch wenn morgen das Sondereinsatzkommando (SEK) nicht aufmarschieren wird - "Ausschreitungen in diesem hohen Maße erwarten wir nicht." -, werden rund 300 Beamte im Einsatz sein. Die Bundespolizei begleitet die Berliner auf den Bahnhöfen und in den Zügen, die Bereitschaftspolizei übernimmt die Arbeit in Babelsberg. Dabei werden auch Diensthunde und die Reiterstaffel der Bundespolizei zum Einsatz kommen, um die Fans von vornherein zu trennen. SVB-Fans und Besucher des Spiels sollten aus diesem Grund laut Marschall unbedingt die Karl-Liebknecht-Straße nutzen, die Straße Alt Nowawes meiden und auch ihre Fahrzeuge dort nicht parken. Denn vom Bahnhof bis zum Stadion werden die BFC-Fans dort entlang geleitet. Sollte es zu Ausschreitungen kommen, wird die Straße nach dem Spiel möglicherweise noch für längere Zeit abgesperrt sein. "Soweit muss es aber nicht kommen", mahnt Ralf Marschall. "Wir rufen unbedingt zu besonnenem Handeln auf. Auf keinen Fall provozieren lassen."


Henner Mallwitz, Tagesspiegel, 09.09.2005