Polizeipräsident verteidigt trotz Kritik Einsatz gegen Hooligans

Ungeachtet der zum Teil massiven Kritik hat Polizeipräsident Dieter Glietsch den umstrittenen Einsatz gegen die Hooligan-Szene am vergangenen Wochenende verteidigt. "Wir wissen aus der Nachbetrachtung, daß der Einsatz notwendig war. Die Köpfe der gewaltbereiten Hooliganszene konnten festgenommen werden, somit kam es beim Fußballspiel am nächsten Tag nicht zu Ausschreitungen. Das war unser Ziel", sagte Glietsch dieser Zeitung. Der Polizeipräsident ließ keinen Zweifel daran, daß die Polizei auch künftig entschlossen gegen Gewalttäter vorgehen werde. "Wir werden auch in Zukunft das tun, was zur Verhinderung von Gewalt nötig ist", stellte der Behördenchef klar. Zu der mehrfach geäußerten Sorge, viele Beamte könnten es bei derartigen Einsätzen künftig an der notwendigen Entschlossenheit mangeln lassen, um hinterher nicht in der Öffentlichkeit als "Prügelbullen" betrachtet zu werden, bestehe kein Anlaß. Zu den Vorwürfen, die Beamten seien bei dem Einsatz in der Diskothek "Jeton" auch gegen Unbeteiligte mit äußerster Brutalität vorgegangen, sagte Polizeisprecher Bernhard Schodrowski, dies werde derzeit untersucht.

"Bei der Einsatzauswertung wird geprüft, inwieweit die Konzepte gegriffen und die Einsatzkräfte angemessen gehandelt haben", sagte der Sprecher. Vom Ergebnis der Überprüfungen würden mögliche Konsequenzen abhängen. Am morgigen Montag wird der Polizeipräsident dem Innenausschuß des Abgeordnetenhauses über den Einsatz berichten. Insbesondere die Fraktion der Grünen hatte die Polizei heftig kritisiert. Kritik kam in den vergangenen Tagen auch von mehreren Anwälten, die die Vertretung von Betroffenen des Einsatzes übernommen haben. 63 Anzeigen sind bislang erstattet worden. Unterdessen kritisierten leitende Polizeibeamte die Debatte um den Einsatz. "Möglicherweise ist einzelnen Beamten ein Fehlverhalten vorzuwerfen, darauf wird entsprechend reagiert. Es kann aber nicht angehen, daß jetzt die Polizei pauschal als Schlägertruppe diffamiert wird, und auf der anderen Seite aus gewalttätigen Hooligans harmlose Fußballfans und bedauernswerte Opfer werden", sagte ein Polizeiführer.


Hans H. Nibbrig, Berliner Morgenpost, 28.08.2005