63 Strafanzeigen nach rigorosem Polizeieinsatz

Nach dem rigorosen Einsatz eines Sondereinsatzkommandos der Polizei in der Berliner Diskothek "Jeton" sind bis Freitag von 35 Betroffenen 63 Anzeigen erstattet worden. Dabei geht es um Körperverletzung, Sachbeschädigung und Freiheitsberaubung. Es sei möglich, daß noch weitere Anzeigen folgen, sagte Polizeisprecher Bernhard Schodrowski. Die Vorwürfe werden von der Ermittlungsgruppe "Jeton" des Landeskriminalamts (LKA) geprüft. Das Team arbeitet dabei mit einem Staatsanwalt zusammen. "Unser Ziel ist es, so schnell wie möglich für Klarheit zu sorgen", betonte Schodrowski. Ergebnisse liegen noch nicht vor. Zahlreiche Discobesucher hatten berichtet, sie hätten mit der gewaltbereiten Fußballszene überhaupt nichts zu tun, sondern seien harmlose Gäste eines Partyabends gewesen.

Andere Besucher klagten, die Polizisten seien bei der Razzia in der Nacht zum Sonntag ohne Not mit äußerster Brutalität vorgegangen. Bei dem Einsatz wurden 158 Fußballanhänger festgenommen und 21 Menschen verletzt. Polizeipräsident Dieter Glietsch hatte eingeräumt, daß es in der Disco keinen massiven Widerstand der Hooligans gab - wie es anfangs von der Polizei behauptet wurde. Mit der Aktion sollten vor dem Spiel der Oberliga-Vereine 1. FC Union und BFC Dynamo Rädelsführer der gewaltbereiten Fußballszene ausgeschaltet werden, um Ausschreitungen bei dem Lokalderby zu verhindern, das dann friedlich verlief. Der Polizeieinsatz hat an diesem Montag ein politisches Nachspiel im Innenausschuß des Abgeordnetenhauses. Der Polizeipräsident soll dort erklären, warum seine Einsatzkräfte in der Diskothek mit solcher Härte vorgingen.


Autor nicht bekannt, Berliner Morgenpost, 27.08.2005