| Samstag, 20.8. In Höhenschönhausen findet zum dritten Mal ein internationales Fanturnier statt, mit Fanmannschaften von St. Pauli und Lok Leipzig, es endet friedlich. - Ein Organisator bekommt einen Tip: Bei der Abschiedsparty gibt’s Ärger mit der Polizei. - In der Berliner Diskothek "Jeton" wird friedlich gefeiert. - Gegen 1.30 Uhr stürmt ein SEK-Kommando die Discothek. - Der BFC Fan-Fanbeauftragte: "Ich bin völlig geschockt. Ich habe so etwas noch nicht erlebt. Soviel Brutalität gegenüber unseren Fans, vor allem Frauen. Wir saßen beieinander, lachten, tranken und plauderten. Blendgranaten und Schüsse. Gebrüll und Aufruhr. Kaum Widerstand, alle mußten sich zu Boden schmeißen, auch die Frauen. Wer nicht schnell genug unten war, wurde zusammengemöbelt. Ich sah viel Blut und Verletzte. Es traf jeden. Alle wurden gefesselt, die Presse durfte herein und machte Fotos. Leute, die zur Toilette mußten, durften nicht. Die Frauen wurden isoliert und konnten wenig später gehen. Ich kann schwer abschätzen, wie viele es von uns waren, um die 150 sollten es sein. Um halb fünf begannen sie dann mit den Zuführungen. Jeder einzeln. - BFC-Fanforum Dynamo Friedrichshain: "Das ist wohl das Ende der Demokratie, Ich komme mir vor wie in einer Polizeidiktatur in Südamerika. Wehret den Anfängen!!!" - Aus dem Fanforum UFC: "Auch wir Unioner wollen nur einen gesunden Derbyhaß und keinen Staatsmacht-Test. Wir können alle froh sein, daß wir solche Spiele wie heute haben."
Sonntag, 21.8. - 10.32 Uhr: Die Vereinsführung des BFC Dynamo versucht, nähere Auskünfte über einen Polizeieinsatz in der vergangenen Nacht zu bekommen. - Präsidium und Wirtschaftsrat bemühen sich, eine seriöse Stellungnahme zu erhalten. - Unter Berücksichtigung des Sicherheitsaspektes wird Kontakt zum NOFV aufgenommen. - 11 Uhr: BFC-Fans fordern im Internet die Spielabsage und eine Demonstration gegen Polizeiwillkür - 11.23 Uhr: sid meldet "einen Testlauf für die Fußball-Weltmeisterschaft" der Berliner Polizei - 11.30 Uhr: BFC-Präsident Weinkauf diskutiert mit der Mannschaft eine Spielabsage. - 12 Uhr: Keine Entscheidung. - 12.30 Uhr: Der Besitzer von "Jeton" erklärt gegenüber jW, daß eine richterliche Entscheidung zur Räumung nachgereicht wurde, wegen "Gefahr im Verzug", es wurden "Hooligans der Kategorie B und C" festgestellt. Sicherheitsabsprachen mit der Polizei wurden von dieser ignoriert. - 13 Uhr: Die Mannschaft entscheidet: Das Spiel findet statt. - 13.30 Uhr: die Stimmung im und vorm Stadion ist extrem aufgeheizt. - 14 Uhr: Treibhausstimmung, in der Alten Försterei sind 14 200 Zuschauer, Polizeihubschrauber kreisen. 14.28 Uhr: Anstoß, im Stadion große Derbystimmung. - 14.40 Uhr: Union führt 1:0, herrliche Fangesänge - 15.01 Uhr: 2:0 - 15.55 Uhr: 4:0. - 16.16 Uhr: 8:0 - BFC-Fans sammeln sich vor dem Stadion.
Frank Willmann, Junge Welt, 22.08.2005
|