1.000 Polizisten gegen Hooligans / Ausschreitungen beim Oberligaspiel zwischen Union und BFC Dynamo befürchtet

Zum Oberligaspiel der "ewigen Rivalen" Union Berlin und BFC Dynamo am Sonntag in der Alten Försterei in Köpenick werden nicht nur 15.000 Zuschauer erwartet, sondern auch einige 100 gewaltbereite Hooligans. Entsprechend massiv sind die Sicherheitsvorkehrungen der Polizei. Mehr als 1.000 Beamte, 700 aus Berlin und 350 von der Bundespolizei (vormals Bundesgrenzschutz) werden im Einsatz sein. Michael Knape, der Leiter der für die östlichen Berliner Bezirke zuständigen Polizeidirektion 6, sieht in den Hooligan-Gruppen ein enormes Gewaltpotential. Die Besorgnis des Leitenden Polizeidirektors hat triftige Gründe. Knapp 1.200 Hooligans sind in der Hauptstadt registriert. 910 von ihnen gehören zur Kategorie B (gewaltbereit), 285 gar zur Kategorie C (gewaltsuchend).

Die meisten - etwa 180 Kategorie C- und mehr als 600 Kategorie B-"Fans" -sind nach Darstellung von Iris Tappendorf, der Leiterin der Ermittlungsgruppe "Hooligans" der Berliner Polizei, im Umfeld des BFC Dynamo zu finden. Dem morgigen Gegner Union werden 50 Hooligans der Kategorie C und knapp 200 der Kategorie B zugeordnet. Um für die erwarteten gewalttätigen Auseinandersetzungen der rivalisierenden Fan-Gruppen gewappnet zu sein, ist die Polizei nach Angaben von Uwe Zeibig, dem Sprecher der Direktion 6 nicht nur rund um das Stadion an der Alten Försterei im Einsatz. "Wir werden entlang der An- und Abfahrtswege der Fans, insbesondere an den S-Bahn- und Straßenbahnstrecken präsent sein und sämtliche uns bekannte Treffpunkte dieser Gruppen im Auge behalten", so Zeibig gestern.

Einen möglichen Vorgeschmack auf das, was die Polizei morgen erwarten könnte, lieferten einige Dynamo-Anhänger bereits vor zwei Wochen. Nach einem verlorenen Spiel ihrer Mannschaft randalierten 150 Hooligans im Jahn-Stadion in Prenzlauer Berg. Dabei bewarfen sie die eingesetzten Polizisten mit Steinen und Flaschen, fünf Beamte wurden verletzt. Einige Vertreter des BFC Dynamo warfen ihrerseits der Polizei ein übertrieben hartes Vorgehen vor. Dabei seien auch Unbeteiligte verletzt worden. Dynamo-Schatzmeister Sven Radicke erklärte zudem nach dem Spiel, etliche der dem Verein zugerechneten Gewalttäter seien in Wahrheit aus dem Umland angereist. Ungeachtet dieser Differenzen sei das Verhältnis zwischen den Verantwortlichen des Vereins und der Polizeiführung von "vernünftiger und sachlicher Zusammenarbeit" gekennzeichnet, stellte Uwe Zeibig fest. Dennoch wertet die Polizei das morgige Spiel als "Risikobegegnung".


Hans H. Nibbrig, Berliner Morgenpost, 20.08.2005