Wer stürmt mit Kukulies? / BFC Dynamo hofft auf eine Platzierung im oberen Drittel

Tradition verpflichtet, gerade wenn es sich um einen Verein wie den BFC Dynamo handelt. Erfolge in grauen Vorzeiten können jedoch ebenso zur Last werden. Durchatmen ist für die Nachfahren des zehnfachen DDR-Champions nach einer aufregenden Saison als Neuling mit starker Hin- und mäßiger Rückrunde und einem sechsten Rang in der Endabrechnung wohl nicht drin. Meistersterne auf den Trikots, Dauer-Betriebsamkeit im Wirtschaftsrat, die Hoffnung auf neue Sponsoren und das Ansinnen, mit dem Erzrivalen Union mithalten zu wollen, blendeten die ehrgeizige Vereinsführung unter Präsident Mario Weinkauf womöglich, als sie als Saisonziel frühzeitig Platz eins bis fünf ausrief. Den für Viertliga-Verhältnisse immer noch riesigen Anhang wird dies freuen. Doch dürften sich die Rahmenbedingungen kaum gebessert haben.

Der Etat beträgt nach wie vor nur rund 300.000 Euro - kein Vergleich zu den 1,6 Millionen des Staffelfavoriten Union. Die Aufgabe des neuen BFC-Coaches Jürgen Piepenburg wird dadurch nicht einfacher. "Die Abgänge von Kutrieb, Rauschenbach, Jacobsen und Halat wiegen schwer", sagt der 64jährige. Der Ex-DDR-Meister vom FC Vorwärts Berlin würde sich den Zielvorgaben seines Präsidenten liebend gern anschließen, hegt aber seine Zweifel: "Mit Zöphel kam nur ein Spieler dazu, der unsere Situation verbessert. Ansonsten sind etliche der jüngeren Akteure noch lange nicht reif für das vordere Tabellendrittel. Wie wollen wir in einer Liga, in der ich Union, Neuruppin, BAK, TeBe, Hansa, Babelsberg und Yesilyurt vorn erwarte, unter die ersten Fünf kommen?" Probleme ergaben sich durch einige verletzungs- und berufsbedingte Ausfälle in der Vorbereitung. Im Idealfall hofft Piepenburg in seinem vorgesehenen 3-5-2-System auf Torhüter Thomaschewski und vor ihm auf Dauerbrenner Rudwaleit, der wie Thomaschewski alle 32 Saisonspiele bestritt, Jarling und Routinier Lenz.

Im Mittelfeld könnte die Zentrale mit Zöphel und Wanski von Benthin und Manteufel flankiert werden. Ein weiterer Platz im "Lauf" ist ebenso vakant wie der neben Kukulies in vorderster Front. "Kukulies ist im Sturm ganz klar die Nummer eins. Er muss die Jüngeren führen", meint Piepenburg, der für die Problemzone Sturm eine Variante mit nur einer einzigen Spitze in der Schublade hat. Eine Vierer-Abwehrkette schließt der Trainer aus, weil seinem Personal Grundschnelligkeit und Beweglichkeit fehlen würden. Insgesamt sollte der BFC sich glücklich schätzen, wenn erneut Platz sechs herausspringt. Wirtschaftlich muss es besser laufen, damit Nachrichten von offenen Aufwandsentschädigungen gegenüber Spielern und Abfindungsstreitigkeiten mit Ex-Trainer Backs ein Ende haben.


Matze Koch, Fußballwoche-Sonderheft, Juli 2005