Krieg der Sterne / Der BFC Dynamo läuft ohne Genehmigung mit seinen Meisterinsignien auf

In der Halbzeitpause präsentierte Jürgen Bogs stolz das weinrote Trikot. Er hielt es den Fotografen wie eine Trophäe entgegen. Drei Sterne über dem Vereinswappen zieren das Arbeitshemdchen des BFC Dynamo. Sportlich war es zwar kein glücklicher Karfreitag für den zehnmaligen DDR-Meister geworden, denn die Amateure von Energie Cottbus entschieden das Oberliga-Duell durch ein Tor von Torsten Mattuschka (38.) für sich. Aber aus historischer Sicht verbuchte der BFC das 0:1 als Erfolg. Erstmals spielte das Team von Trainer Christian Backs mit den Insignien eines zehnmaligen nationalen Champions im deutschen Fußball. Mit drei Meistersternen über dem Vereinswappen; die durfte bislang nur der FC Bayern tragen. "Für mich zählt das heute sehr viel", sagte Bogs, "die drei Sterne machen mich stolz, damit wird meine Arbeit noch einmal gewürdigt." Der BFC hatte den Trainer der zehn Meisterschaften eingeladen zu dem besonderen Moment. Mit Freude hatte der Klub - wie auch Schalke 04 und der 1. FC Nürnberg - den DFB-Beschluss vor einer Woche zur Kenntnis genommen, dass in der Sternenfrage künftig auch die Meistertitel vor der Bundesligagründung 1963 und die DDR-Meisterschaften einbezogen würden. Den Hinweis, die Entscheidung müsse von der Deutschen Fußball Liga (DFL) abgesegnet werden, ignorierten die Verantwortlichen in Hohenschönhausen.

Die DFL habe schriftlich im vergangenen Jahr erklärt, die Sternenfrage müsse der DFB entscheiden, sagte BFC-Präsident Mario Weinkauf. "Deshalb haben wir kein Problem gesehen." Außerdem habe weder der DFB noch die DFL Protest erhoben, als der BFC am Donnerstag schriftlich über die Trikotwahl informierte. "Ich wäre auch ein schlechter Marketingmann, hätte ich das nicht durchgezogen", sagte Weinkauf und enthüllte damit die Motive für den Ungehorsam gegenüber den Fußball-Instanzen. Auch die Diskussionen um die Entstehung der zehn Titel, die zum Teil mit Schiedsrichtermanipulationen zu Stande kamen, interessiert nicht. "So etwas nach 15 Jahren hervorzuzerren, ist doch lachhaft. Wir hatten die beste Mannschaft in der DDR", sagt Bogs. Die Mithilfe der Referees ficht ihn nicht an. "Dann dürfte Dynamo Dresden auch keine Sterne bekommen." Dass die DFL noch einmal den Fall prüfen will, findet Bogs "makaber und schäbig". Präsident Weinkauf sieht die Diskussion zu sehr auf den BFC zugeschnitten. Dann dürfte aus DDR-Zeiten niemand einen Stern erhalten. Das Sternen-Thema wird wohl noch einige Zeit anhalten.

Michael Kölmel, Berliner Zeitung, 26./28.03.2005