Unter Sternen / Der BFC Dynamo bekommt neue Trikots

Der DFB hat am Freitag in einer Präsidiumssitzung die Meisterschaften des BFC Dynamo in der DDR-Oberliga anerkannt und damit eine rein statistische Gleichstellung der beiden deutschen Ligen festgelegt. Früher zählte ja nur die Geschichte des DFB, der lange Zeit auch nur die A-Nationalspiele für den DFB listete (nicht die für die DDR). Die offizielle Anerkennung des BFC-Ruhms durch den DFB erkennt man an drei Sternen, die die BFCler künftig auf dem Trikot tragen dürfen. Der ostdeutsche Abo-Meister BFC hatte sie für seine zehn DDR-Meisterschaften verlangt, als deutsche Fußball-Liga diese an militärische Ränge erinnernden Abzeichen einführte. Einen Stern konnte sich der Gewinner von drei Meisterschaften ans Trikot heften (Bremen, Hamburg und Dortmund). Für Mönchengladbach (fünf Meisterschaften), wurden zwei Sterne verteilt, ab 10 Meistertiteln hat man drei Sterne am Trikot. Diesen Major-Orden hat natürlich nur der 18fache Meister aus München.

Gleiches Recht für alle”, forderte das in der 4. Liga sich abmühende frühere Erich-Mielke-Schoßkind BFC Dynamo, das zehnmal hintereinander Meister wurde (1979–1988) – was noch kein anderer deutscher Verein hinbekommen hat. Wir haben immer gewonnen und wenn nicht, wurden wir gewonnen – scherzte man damals beim BFC. Manchmal denkt man, beim FC Bayern läuft das auch so. Trotzdem ist Meistertrainer Jürgen Bogs zuzustimmen, wenn er vor der DFB-Entscheidung feststellte: “Der DFV ist damals dem DFB einverleibt worden, unsere Titel müßten also zählen. Sowohl die Bundesrepublik als auch die DDR waren souverän, hatten ihre Meister.” Nicht nur dem BFC, allen deutschen Meistern vor der Bundesligagründung 1963 wurde das Recht auf Sterne gewährt. Eine historische deutsche Fussballvergangenheitsbewältigung. Der BFC heftet sich die Sterne gleich ans Trikot, und wird damit am kommenden Freitag im Viertligaspiel die Amateure von Energie Cottbus psychologisch schocken.


Alexander Hahn, Junge Welt, 23.03.2005