Probleme für das Kennzeichen D / Der BFC Dynamo kämpft mit seinen Altlasten

Vor der Halle waren acht Mannschaftswagen der Polizei vorgefahren. Das viele Grün diente der Prävention: Der BFC Dynamo war nach zwei Jahren Abstinenz wieder beim Hallenturnier der Berliner Oberligavereine dabei. Ein Wiedersehen, das nicht ungeteilte Freude auslöste. 500 Fans aus Hohenschönhausen brachten zwar Stimmung in die Sömmeringhalle und sorgten bei der 27. Auflage des Turniers für gute Einnahmen. Aber eine Zumutung waren die dumpfen rassistischen Parolen, die Anhänger und Spieler der türkischen Vereine Türkiyemspor und SV Yesilyurt treffen sollten. So war den Dynamos die Schadenfreude der meisten unter den 1.410 Zuschauern gewiss, als sie ohne Sieg gegen Tennis Borussia (1:1), den Berliner AK (1:2) und Lichtenberg 47 (2:2) nach der Vorrunde ausschieden. Berliner Hallenmeister wurde der Berliner AK durch ein 3:2 im Finale gegen Yesilyurt - der Lohn für diesen Erfolg waren 1.500 Euro Siegprämie. Dynamo ertrug das frühe Aus gefasst, die Fans feierten sogar ihre Verlierer.

Der Indoorkick galt zwar für Trainer Christian Backs als "attraktive Abwechslung", hat aber für die Weinroten bei weitem nicht den Stellenwert wie für andere Teilnehmer, die sonst nur vor 100 Zuschauern spielen. Ins Sportforum kamen in der Hinrunde 1.000 Fans im Schnitt, der BFC ist nach erfolgreicher Insolvenz (nach 3,6 Millionen Euro Schulden) auf dem Weg nach oben. Im sachlich kalkulierten Budget von 200.000 Euro gibt es laut Vereinssprecher Yiannis Kaufmann keinerlei Lücken, die Spieler erhalten ihr Geld pünktlich - nicht überall üblich in der vierten Liga. Angesichts von Platz fünf hat man entschieden, einen Lizenzantrag für die Regionalliga abzugeben. "Das ist kein Indiz für neuen Größenwahn", sagt Backs, "denn auch der BFC würde eine zweite Insolvenz nicht überleben. Aber wir wollen nicht aus bürokratischen Gründen scheitern, wenn sich die Chance zum Aufstieg ergibt." Kaufmann, auch Mitglied des Wirtschaftsrates, erklärte: "Den Etat von 1,5 Millionen würden wir stemmen. Unser Image hat sich deutlich verbessert."

Wenn da nur nicht immer wieder die Aussetzer von Hooligans wären. Kaufmann spricht von rund 100 Problemfans, die man versuche zu disziplinieren. Beseitigt werden sollen auch andere Altlasten. So befinden sich die Rechte am Vereinslogo im Besitz der Hell´s Angels, weshalb man derzeit am Entwurf eines neuen Signets mit dem charakteristischen "D" arbeitet. Falls der Deutsche Fußball-Bund sich weiterhin weigere, dem BFC seine drei Trikot-Meistersterne (für zehn Titel in der DDR-Oberliga) anzuerkennen, werde man diese Insignien ebenfalls in das neue Logo einarbeiten. Der BFC gibt sich also innovativ. Aber er ist nicht der einzige Berliner Verein mit Ambitionen. Tennis Borussia, Dritter des Turniers, heuerte am Rande drei neue Kicker für den Aufstieg an: Tosun, Yildiz und Özdemir von Türkiyemspor.

Außerdem verhinderte der Verein den Abgang des besten Oberligastürmers Michael Fuß. Der machte als Proband beim 3:1 von Cottbus gegen Hertha BSC zwar einen guten Eindruck, doch Energie wollte ihn auch noch mit ins Trainingslager nach Dubai nehmen - TeBe sträubt sich. Auch, weil "nächste Saison wohl der 1. FC Union die Oberliga noch stärker macht und wir eigentlich schon dieses Jahr aufsteigen müssen", so Trainer Theo Gries. So war Fuß mit drei Treffern einer der Freudenspieler beim Hallenturnier, für das sich nach Jahren des Darbens mit einer Brauerei (gab 3.000 Euro) wieder ein Hauptsponsor gefunden hatte. Weil aber immer noch mit bescheidenen Summen hantiert wird, sagte neben Herthas Amateuren (die am Montag ins Trainingslager reisen) auch der 1. FC Union ab. "Die haben ein Startgeld verlangt", sagte Turnierleiter Toni Petrina: "Aber diese Zeiten sind in Berlin lange vorbei."

Matthias Wolf, Berliner Zeitung, 10.01.2005