Der BFC Dynamo greift nach den Sternen / Der zehnmalige DDR-Fußballmeister sucht nach Anerkennung

Am zurückliegenden Wochenende konnte man sie endlich bewundern: Die neuen Trikots des 18-maligen deutschen Fußballmeisters Bayern München. Über dem Vereinslogo auf der linken Brust prangen neuerdings drei Sterne. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) hat Gepflogenheiten anderer Länder, etwa aus Italien, übernommen und betätigte sich als Sterneverleiher für besondere Verdienste. Man kann das, wenn man will, auch mit Gourmetköchen vergleichen, die in Anerkennung ihrer Kochkünste ein paar Sterne auf ihren weißen Jacken tragen. Nun also auch die deutschen Fußballer. Drei Sterne darf stolz auf dem Trikot tragen, wer mindestens zehnmal Meister war, zwei Sterne gibt es für fünf bis neun Titel und einen Stern für drei und vier Championate. Inspiriert durch den Sterneschmuck will nun auch ein Verein nach den Sternen greifen, der zurzeit nur in der vierten Liga kickt: Oberligist BFC Dynamo.

Der zehnmalige DDR-Meister (1978 bis 1988), damals unterstützt durch manch dubiose Schiedsrichterentscheidung, hat am Montag bei der DFL und beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) den Antrag gestellt, ebenfalls drei Sterne fürs weinrote Trikot zu bekommen. "Gleiches Recht für alle", sagt der neue Pressechef des Klubs, Yiannis Kaufmann. Sein Argument: Als der DDR-Fußballverband einst dem großen DFB beitrat, habe dieser auch alle nationalen Statistiken übernommen. Eigentlich, so heißt es, werden die begehrten Sterne nur für Titel vergeben, die seit Bestehen der Bundesliga (1963) errungen wurden. Aber, sagt der BFC-Pressechef, er habe Signale, dass etwa Hertha BSC (Meister 1930 und 1931) auch einen Stern bekäme, sollte irgendwann ein dritter Titel hinzukommen. Also, schlussfolgert man beim BFC, wird die DFL die Sternevergabe nicht ganz so eng sehen. Ob der alte BFC-Kontrahent Dynamo Dresden bald nachzieht? Acht DDR-Meistertitel würden zwei Sterne einbringen.

Michael Jahn, Berliner Zeitung, 10.08.2004