Für 225 Euro in der Oberliga / Neue Bescheidenheit bei Tennis Borussia und BFC    

Wann er zuletzt für 225 Euro im Monat Fußball gespielt hat, weiß Peter Peschel selbt nicht mehr. Vermutlich in der Jugend. "Aber es geht mir auch nicht ums Geld. Ich habe ja die letzten Jahre gut verdient", sagt der Mittelfeldspieler, der 154 Spiele in der ersten bundesliga und 120 in der zweiten liga absolviert hat, vornehmlich für den VfL Bochum. "Ich war vor zwei jahren schon einmal ein halbes Jahr ohne Verein und weiß, wie bitter das ist." Derzeit hat der Mittelfeldspieler erneut keinen Job. Sein Kontrakt beim Zweitligisten MSV Duisburg wurde nicht verlängert. Zum Arbeitslosengeld darf er sich genau jenen besagten Betrag hinzuverdienen, den ihm Tennis Borussia nun überweist. Damit, sagt Peter Antony, Vorstandschef des Vereins, hätten beide Seiten gewonnen." Peschel kann sich bei uns fit halten, wir bekommen einen guten Spieler und begeben uns finanziell nicht in Gefahr."

Das ist ein neuer Trend, sowohl bei TeBe als auch beim BFC Dynamo. Der BFC eröffnet am Freitag im Sportforum (18.30 Uhr) gegen den MSV Neuruppin die neue Oberligasaison. TeBe zieht am Sonntag gegen Lichtenberg 47 nach. Beide Klubs haben erst im Juni ihre Insolvenzverfahren erfolgreich beendet und wollen fortan vernünftig wirtschaften. Der Etat von 250.000 Euro sei bereits gedeckt, sagt Mario Weinkauf, der neue Präsident des Aufsteigers BFC. 3,6 Millionen Euro Schulden hatte Dynamo aufgetürmt. Was heute noch drückt, sind rund 30.000 Euro an Aufstiegsprämie, die die Mannschaft bislang nicht erhielt. "Bei uns bleibt finanziell eben alles eng", meint Weinkauf. Die Spieler hätten sich letztlich auf eine Ratenzahlung eingelassen, was auch Ausdruck der neuen Bescheidenheit sei.

Andere, die mit besser dotierten Angeboten kokettierten, ließ der Verein ziehen. Auch einen beliebten ehemaligen Profi wie Jörg Schwanke, der nun für den Ligakonkurrenten SV Babelsberg 03 (750.000 Euro Etat) spielt. "Wenn es nicht passt, muss man halt nach personellen Alternativen suchen", sagt Diplom-Ökonom Weinkauf emotionslos. Er nennt den Regionalliga-Aufstieg lediglich ein mittelfristiges Ziel für den DDR-Rekordmeister. "Klar tränen mir die Augen, wenn ich im Vereinsheim die Wimpel von den Spielen gegen Liverpool und den AS Rom sehe", sagt er. "Aber die Realität sieht eben anders aus." Trainer Christian Backs kann zwar auf Routiniers wie Jörn Lenz und Nico Thomaschewski setzen, muss jedoch auch sieben eigene Talente integrieren. "Der treue Anhang hätte sicher mehr als die vierte Liga verdient", so Backs, "aber wer vom Aufstieg spricht, ist ein Träumer." Dynamo sei ein reiner Amateurverein. (...)

Matthias Wolf, Berliner Zeitung, 05.08.2004