Mord-Verdacht: Polizei jagt BFC-Star / Werner Liehsa-Der DDR-Auswahl-Torwart soll seine Frau Gudrun im Streit erwürgt haben

DDR-National-Torwart, gefeierter BFC-Star. Sportler-Legende Werner Lihsa (60) wird von der Polizei gejagt. Der Lichtenberger soll seine Frau Gudrun (54) erwürgt haben. Angehörige entdeckten sie blutüberströmt in ihrer Wohnung in der Huronseestraße. Ende einer nach außen vorbildlichen Ehe. Zwischen Alkohol und leeren Versprechungen. Werner Lihsa soll seiner Frau seit Jahren das Leben zur Hölle gemacht haben. "Er verfolgte sie mit unbegründeter Eifersucht, trat sie mitten in der Nacht aus dem Bett. Meine Mutter musste auf einer Matratze in der Stube schlafen", sagt Tochter Melanie K. (27). "Jetzt wollte sie ihn verlassen. Deshalb hat er sie umgebracht. Er hat unser Leben zerstört. Sie war meine beste Freundin." Gudrun Lihsa lag leblos auf dem Boden, als ein Freund der Tochter sie Mittwochabend gegen 19. 30 Uhr fand. "Es machte keiner auf, weder nachmittags noch abends. Mutter ging nicht ans Telefon. Ich bat meinen Freund, die Polizei zu holen." Gudrun Lihsa lag mit einer blutenden Kopfwunde am Boden. "Die Obduktion ergab, dass die Frau erwürgt wurde", sagt ein Ermittler.

Von Werner Lihsa fehlt seither jede Spur. Melanie K.: “Die Geldbörse meiner Mutter mit 800 Euro hat er wahrscheinlich mitgenommen." Ein Richter erließ Haftbefehl wegen Totschlags gegen Werner Lihsa. Der Vorzeige-Sportler, von 1967 bis 1975 stand Lihsa für den BFC Dynamo im Tor. Vorbild für Sohn Henryk, der Ex-Unioner spielte zuletzt für Eintracht Sondershausen. Die Ehe mit Gudrun war Werner Lihsas zweite. Nach dem tragischen Krebstod seiner Frau Christina, Anfang der 90er Jahre, hatte er Gudrun auf dem Bahnhof in Halle kennen gelernt. "Mutter arbeitete an einem Wurststand, er war auf dem Weg zu einer Beerdigung in Höhnstedt", sagt die Tochter. Gudrun hatte ein großes Herz, verliebte sich in den Witwer. Hochzeit 1995. "Zuerst ging alles gut. Dann fing er an, Mutter zu beschimpfen." Die Gründe waren nichtig. 1998 zog Gudrun Lihsa aus der gemeinsamen Wohnung aus, nahm sich eine eigene Bleibe in Königs Wusterhausen. "Werner heulte, bettelte, versprach, sich zu bessern. Mutter ging zurück." Jetzt zog Gudrun Lihsa endgültig einen Schlussstrich ihr Todesurteil.

Claudia Keikus und Andreas Baingo, Berliner Kurier, 02.05.2004