BFC Dynamo kickt um seine letzte Chance / Viele Absagen zum Rückrundenauftakt in Berlin

Die gute Nachricht bekam der BFC Dynamo 24 Stunden vor dem Spiel. "Ich bin erleichtert, dass der Berliner Fußball-Verband auf eine Generalabsage verzichtet hat", sagt Präsident Mike Peters. "Im Gegensatz zu den kleineren Vereinen in den unteren Ligen ist ein Spielausfall bei uns mit einem spürbaren Einnahmeverlust verbunden. Und im Januar sind wir schließlich ganz besonders auf Zuschauereinnahmen angewiesen." Trotz der klirrenden Kälte kann der BFC heute (14 Uhr, Sportforum) auf einen warmen Geldregen hoffen. Denn im Verbandsliga-Duell Dritter (Dynamo) gegen Zweiter (Tasmania 73) kämpfen die Hohenschönhauser zum Rückrunden-Auftakt wohl schon um ihre letzte Chance im Aufstiegskampf. "Ich bin nach wie vor überzeugt davon, dass wir am Saisonende oben stehen werden", gibt sich Peters zuversichtlich, dass der BFC den Rückstand von immerhin neun Punkten auf Spitzenreiter BFC Preussen und sechs Zählern auf Tasmania in Saisonhälfte zwei noch wettmachen kann.

Eine Niederlage heute gegen die Neuköllner würde jedoch die Aufstiegsträume beenden. Peters: "Wir dürfen uns keine Ausrutscher mehr erlauben und müssen darauf hoffen, dass Preussen und Tas noch Federn lassen." Tas-Boss Detlef Wilde sagt denn auch: "Uns würde ein Remis mehr helfen als Dynamo." Die BFC-Mannschaft in der Rückrunde verstärken soll Offensivmann Michael Kuhfahl vom Liga-Rivalen Fortuna Biesdorf. Eine Einigung der beiden Vereine über die Ablöse steht allerdings noch aus. "Kuhfahl wäre ein wichtiger Mann für uns, der uns sofort weiterhelfen könnte", sagt Trainer Sven Orbanke, der vor drei Monaten Dirk Vollmar ablöste. "Unser größtes Problem war bislang die schlechte Chancenverwertung. Das müssen wir dringend lösen." Lief sportlich in der Hinrunde längst nicht alles wunschgemäß, so haben die Erben des früheren DDR-Serienmeisters im wirtschaftlichen Existenzkampf nach Ansicht von Peters bereits den Kopf aus der Schlinge gezogen.

"Über das Insolvenzverfahren mache ich mir keine Sorgen mehr", sagt der Vereinsboss. "Die vorrangigen Forderungen sind beglichen, die restlichen werden hoffentlich nach der Gläubigerversammlung vom Tisch sein." Einen Termin dafür wird es erst geben, wenn der Insolvenzverwalter die auszuschüttende Quote (die Rede ist von 0,3 bis 0,5 Prozent) ermittelt hat. Während Dynamo und die vom früheren Hertha-Profi Axel Kruse trainierte Tasmania um den Anschluss zur Spitze kämpfen, steht der nach der Hinrunde als einziges Berliner Team in den höchsten sieben Ligen noch ungeschlagene Tabellenführer Preussen morgen (14 Uhr, Ungarnstraße) beim Abstiegskandidaten Nord Wedding vor einer leichten Aufgabe. Ob gespielt werden kann, entscheidet der Schiedsrichter. Denn im Gegensatz zu Steglitz-Zehlendorf, Spandau, Kreuzberg-Friedrichshain, Reinickendorf und Pankow, wo alle Plätze für dieses Wochenende gesperrt wurden, gilt in Mitte das generelle Spielverbot nur auf Kunstrasen.

Horst Bläsig, Berliner Morgenpost, 24.01.2004