Neubeginn nach exakt zwei Jahren / Der BFC Dynamo könnte bald völlig entschuldet sein

Eigentlich ist Mario Maek mittlerweile ein Konkurrent des Berliner FC Dynamo. Er trainiert den Verbandsliga-Rivalen Sparta Lichtenberg und ist überdies einst im Unfrieden von Dynamo geschieden. Doch als dieser Tage BFC-Präsident Mike Peters bei ihm anrief, war der Weg zur Verständigung rasch bereitet: "Das ist einer dieser Traditionsvereine, die einfach überleben müssen", sagte Maek, als Spieler viermaliger DDR-Meister mit den Hohenschönhausenern: "Weil mein herz immer noch für den Club schlägt, haben Herr Peters und ich uns geeinigt." Das ist von großer Bedeutung für den BFC. Soll doch Maek der letzte der über 30 Gläubiger sein, die so genannte Masseforderungen an den Verein gestellt haben. Das sind vor allem ausstehende Lohnzahlungen, die beglichen werden müssen - als Voraussetzung für einen positiven Ausgang des Verfahrens. 204.000 Euro betrug allein dieser Betrag, der in unzähligen Gesprächen und Vergleichen komplett abgebaut worden sein soll, wie Peters betont.

Nach exakt zwei Jahren - seit 1. November 2001 steht der BFC unter Insolvenzverwaltung - scheint einem Neubeginn beim ehemaligen DDR-Rekordmeister nun nichts mehr im Wege zu stehen. Als positives Signal darf dabei auch gewertet werden, dass Insolvenzverwalter Philipp Hackländer demonstrativ schweigt. Kein falsches Wort soll jetzt noch die Sisyphusarbeit gefährden. Beim BFC heißt es, das Ziel sei nun, möglichst in den nächsten Wochen die Versammlungen mit den 192 Gläubigern abzuhalten, die nur noch einen geringen Teil ihrer Forderungen über insgesamt 3,6 Millionen Euro zurückerhalten werden. Von einer angestrebten Ein-Prozent-Regelung ist die Rede. Dynamo wäre dann völlig entschuldet. "Ich denke, jetzt können wir den Verein langsam wieder auf wirtschaftlich vernünftige Füße stellen und auch sportlich voranbringen", sagt Geschäftsmann Peters, der einen teil seines privaten Vermögens investiert hat.

Das Problem ist jetzt nur noch der Sport. Trotz beachtlichem Etat (125.000 Euro) ist der BFC schwach gestartet; neun Punkte Rückstand trennen ihn derzeit von Spitzenreiter Tasmania. Hegte vor der Saison ob der namhaften Zugänge wie Jörg Schwanke und Jörn Lenz kaum einer Zweifel am Aufstieg, so gibt sich Peters nun vorsichtiger: "Vielleicht muss man sich nach der Konsolidierung noch ein Jahr Zeit nehmen." Er weiß aber auch: "Die Fans sind ungeduldig." Er selbst hat das gespürt. Die Arbeit des 32jährigen wurde oft hinterfragt. So mancher hat ihm nicht zugetraut, das Insolvenzverfahren erfolgreich zum Abschluß zu bringen. Doch dann kam die Einigung mit ehemaligen Spielern und Behörden - die Kritiker sind fürs Erste verstummt. "Mittlerweile dürfte wohl allen klar sein, dass ich richtig gehandelt habe", sagt Peters und nennt den BFC "ein Stück Lebenswerk".

Der Präsident habe "letztlich Recht behalten", betont auch Fanbeauftragter und Pressesprecher Rainer Lüdtke: "Er hat hier so viel geleistet, dass er eigentlich verdient hätte, gefeiert zu werden wie einst Heiner Bertram bei Union." Doch was bleibt, ist ein Hauch von Verbitterung. Peters will nicht ausschließen, dass er nach getaner Arbeit abtreten wird. Nächstes Jahr sind Neuwahlen. "Es gibt viele Fans, die wohl lieber jemanden wollen, der sich mehr profiliert", sagt der Sanierer, der manchem als zu unnahbar gilt in einem Verein der Emotionen. Denn Dynamo, das sind selbst in Liga fünf noch durchschnittlich 530 Zuschauer bei den Heimspielen. Aber inzwischen regiert auch bei den Fans eine gesunde Portion Skepsis, sagt Lüdtke: "Aufbruchstimmung gibt es erst, wenn alles passt: abgeschlossenes Insolvenzverfahren, Aufstieg, ein solides Konzept für die Zukunft." Peters nennt als langfristiges Ziel die Rückkehr in den Profifußball.

Matthias Wolf, Berliner Zeitung, 06.11.2003