Das gab’s noch nie: Fans übernehmen Die Macht im Klub  / Palast-Revolte beim BFC Dynamo: “Die Zeit des Größenwahns ist vorbei

Das gab’s noch nie im deutschen Fußball. Beim BFC Dynamo haben jetzt die Fans das Sagen. Sie übernahmen einfach den Verein. Nach dem Rückzug aus der Oberliga im Spätherbst war der BFC quasi führungslos. Da sahen die Fans ihre Chance, ergriffen die Initiative. Als erstes nahmen sie Verhandlungen mit Gläubigern und dem Insolvenzverwalter auf. Es drückten rund 1,6 Mio Euro Schulden! Sie schlossen Vergleiche, drückten Forderungen, überredeten Spieler, auf Geld zu verzichten. Und spendeten selbst 14.000 Euro! Auch Rainer Lüdtke, 41. Der Fanbeauftragte bastelt nun schon seit Monaten mit anderen Dynamo-Anhängern an der Wiederbelegung des früheren DDR-Rekordmeisters. Das neue Präsidium um Mike Peters ist zuversichtlich, das Insolvenzverfahren bis Juli erfolgreich zu beenden.

Damit wäre der drohende Absturz in die Kreisliga vom Tisch. Rainer Lüdtke stolz: “Wir haben bereits eine Mannschaft für die Verbandsliga gemeldet.“ Erster Zugang ist Torwart Nico Thomaschewski aus Babelsberg. Sogar Sitzschalen hat die Initiative im Sportforum montiert. Als Krönung planen die Fans ein 200 Quadratmeter großes Klubhaus an der Stadion-Tribüne, das sie in Eigenregie führen wollen. “Wir wollen einen sauberen Neuanfang. Die Zeit der Profil-Neurotiker und Größenwahnsinnigen beim BFC ist endgültig vorbei“, erklärt Lüdtke unmissverständlich. Die Basis will keine Misswirtschaft mehr zulassen. Deshalb rückt einer von ihnen, Sven Radicke, als Schatzmeister in den Vorstand. Und was ist mit den Hooligans? Lüdtke: “Da ist zuletzt niemand negativ in Erscheinung getreten.“ Hoffentlich bleibt das so beim “neuen“ BFC.

Autor nicht bekannt, BZ, 05.06.2002