Die Ängste des BFC Dynamo / Noch droht Insolvenz

Es ist still geworden um den Berliner FC Dynamo. Der Insolvenzplan für den mit rund 2,2 Millionen Euro verschuldeten Klub steht noch immer nicht. Hinter den Kulissen geht es hoch her. Der Insolvenzverwalter Philipp Hackländer hat eine Klage gegen die ehemaligen Vorstandsmitglieder Hans Reker, Emil Lindemann und Karin Seidel-Kalmutzki angekündigt. Die SPD-Politikerin trat zwar als Präsidentin zurück, habe aber zuvor Zahlungen (auch an die Spieler) zugestimmt, die der Klub nicht mehr hätte leisten dürfen, so Anwalt Hackländer: "Dafür werden wir sie und die anderen Vorstandsmitglieder zivilrechtlich zur Verantwortung ziehen." Die Rede ist von rund 25 000 Euro Strafe. Die könnte der BFC gut gebrauchen. Insgesamt müssen Masse-Forderungen von 204 000 Euro beglichen werden, immerhin die Hälfte haben zwei Sponsoren - eine Werbeagentur und eine Zeitarbeitsfirma - bereits avisiert.

Sie würden auch für einen Neuanfang den Verbandsligaetat von 150.000 Euro bereitstellen. Unter der Bedingung, dass es überhaupt zu einem Insolvenzverfahren kommt. In ein Fass ohne Boden wollen sie nicht investieren. Die Gefahr einer Auslöschung des BFC (Konkurs und Sturz in die Kreisliga) ist "nicht gebannt", sagt Hackländer: "Ich sehe immer weniger die Chance einer Sanierungsmöglichkeit." Im einst vorbildlichen Jugendbereich fällt alles auseinander - Trainer und Talente flüchten in Scharen. Fusionsgespräche mit dem Berliner AK gelten als gescheitert. "Wenn nicht bald etwas passiert", sagt Fanbetreuer Rainer Lüdtke, "ist alles zu spät. Im Moment schlingern wir führungslos im Niemandsland." Klappt der Neuanfang, haben prominente BFCer wie der ehemalige Trainer Jürgen Bogs Interesse an einer Rückkehr signalisiert.

Matthias Wolf, Berliner Zeitung, 20.04.2002