BFC Dynamo: Vermutlich reicht es nicht mal mehr zu einer Elf

Vor einem Neuanfang zu stehen, ist die eine Sache, das verbliebene Chaos zu beseitigen, eine andere. Und so schlittert der BFC Dynamo, nachdem gestern um 14 Uhr das Insolvenzverfahren über dem zehnmaligen DDR-Meister eröffnet wurde, von einer Peinlichkeit in die nächste. Zwar wurden die 30.000 Mark Gerichtskosten aufgetrieben, um die Abweisung des Verfahrens und die damit verbundene Löschung des mit 6,7 Millionen Mark verschuldeten Klubs aus dem Vereinsregister abzuwenden. Als Folge des Insolvenzverfahrens wird der BFC auf den letzten Platz der Oberliga-Tabelle gesetzt und steht als erster Absteiger in die fünftklassige Verbandsliga fest.

Am Sonnabend müsste die Mannschaft von Trainer Jürgen Bogs, der wie alle anderen Angestellten gestern seine Kündigung erhielt, zu Hause gegen den Tabellenzehnten Brandenburger SC Süd antreten. Aber mit wem? "Ich glaube nicht, dass wir eine Mannschaft zusammen bekommen", sagt der frustrierte Coach, der mit dem BFC in der ehemaligen DDR seine besten Jahre erlebte und jetzt mit diesem in der Bedeutungslosigkeit verschwindet. "Viele wollten gestern gleich ihre Spielerpässe haben", erwartet Bogs, der für heute Training einberief, eine Abwanderungswelle. "Dann sehe ich ja, wer noch da ist." Es werden vermutlich nicht genug sein für eine Elf. Unterstützung bieten die Fans an. Aber Aushilfs-Kicker lehnt Bogs ab: "Dann machen wir uns ja komplett lächerlich."

Diana Becht-Zwetkov, Berliner Morgenpost, 02.11.2001