Der November rückt näher / Die Insolvenz des zehnfachen DDR-Meisters BFC Dynamo ist kaum mehr aufzuhalten. Fans und ehemalige Spieler wollen deshalb am Mittwoch vors Rote Rathaus ziehen

Das Insolvenzverfahren gegen den zehnfachen DDR-Meister BFC Dynamo am 1. November ist offenbar nicht mehr aufzuhalten. Seit Monaten schiebt das Oberligateam einen Schuldenberg von mindestens 5,5 Millionen Mark vor sich her. Eine Insolvenz während des laufenden Spielbetriebs hätte automatisch den vorzeitigen Abstieg des BFC Dynamo in die Verbandsliga zur Folge. In einer letzten Verzweiflungsaktion versuchen treue Fans des früheren Stasi-Vereins morgen mit einem Marsch vom Sportforum in Hohenschönhausen zum Roten Rathaus auf die Situation des Klubs aufmerksam zu machen. Dort hoffen die Anhänger, dass auch die Verantwortlichen der Vereinsführung zu der Misswirtschaft der vergangenen Jahre Stellung nehmen.

"Sie waren nicht begeistert, als sie von unserer Demo in Kenntnis gesetzt wurden. Angeblich würden damit die Verhandlungen mit potenziellen Geldgebern behindert", sagte der der Fan-Beauftragte Rainer Lüdtke. Aber daran glaubten die Vereinsanhänger nicht mehr. "Am 1. November ist wahrscheinlich alles vorbei.", kommentierte Lüdtke die "ständigen Hinhalte-Erklärungen" von Manager Hans Reker, der immer noch von einer "Rettung in letzter Minute" ausgeht. Falls die ausbleibt, wäre die sofortige Auflösung des Vereins einzige Alternative. Dann gäbe es nur den Neuanfang unter einem neuen Vereinsnamen in der Kreisliga. Der 1. November ist deshalb ein so wichtiger Tag für den BFC, weil ab diesem Datum die dreimonatige Zahlung des Insolvenz-Geldes ausläuft.

Damit erfolgte in den zurückliegenden Wochen die Zahlung der Spieler-Gehälter und der Beschäftigten der Geschäftsstelle - immer in der Hoffnung, dass nach der Pleite des Hauptsponsors Lipro andere Geldgeber einspringen. Die Einleitung des Insolvenzverfahrens hätte die sofortige Arbeitslosigkeit aller Angestellten zur Folge, die ihre Kündigung zu diesem Termin schon in der Tasche haben. Für das Team stünden dann nur noch Freundschaftsspiele auf dem Programm. Am Mittwoch wollen auch ehemalige BFC-Größen wie Rainer Troppa oder Waldemar Ksienzyk an dem Marsch teilnehmen. Selbst die Ex-Präsidentin Karin Seidel-Kalmutzki, die im Juni auf Grund des undurchsichtigen Finanzchaos in der Vereinsführung das Handtuch geworfen hatte, will mitlaufen. Ihr wichtigstes Argument dafür ist, dass mit der Insolvenz auch die 400 Kinder und Jugendlichen der Nachwuchsabteilungen des Klubs vor dem Aus ständen.

Autor nicht bekannt, taz, 23.10.2001